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Nicaragua |

Angst vor der Rückkehr düsterer Zeiten

Vorausgegangen war ein Anschlag, dessen Brutalität an die Zeiten des Bürgerkriegs zwischen linken Sandinisten und rechten "Contra"-Rebellen erinnert, der das Land in den 1980-er Jahren prägte: Am 19. Juli griffen Unbekannte eine Gruppe von Anhängern der linksgerichteten sandinistischen Regierung in Bussen an, als diese von einer Parteiveranstaltung zurückkehrten. Die erschütternde Bilanz: Fünf Tote und 24 Verletzte. Die Opfer hatten keine Chance zu entkommen.

Wenig später übernahm eine bislang unbekannte Rebellengruppe die Verantwortung für das Attentat. "Bewaffnete Streitkräfte der Nationalen Rettung - Armee des Volkes" heißt die Gruppe, deren Namensgebung offenbar an die linksgerichtete kolumbianische Guerilla-Organisation FARC erinnern soll. Sie ist allerdings eher dem rechten paramilitärischen Spektrum zuzuordnen.

Ungereimtheiten und Widersprüche

Das ist nicht die einzige Ungereimtheit in dem Fall. Sicherheitsexperten wie Roberto Orozco zweifeln in der Tageszeitung "La Prensa" die bislang veröffentlichten Versionen an. Stattdessen glaubt Orozco, "dass das, was tatsächlich am 19. Juli passiert sei, unter den Teppich gekehrt werden soll".

 

Auch Managuas Weihbischof Silvio Baez hat Zweifel. "Nicaragua ist ein Land, das leider aus Widersprüchen gemacht ist", sagt er. "Ein Land, in dem sie die eine Sache sagen und die andere machen. Ein Land in dem die Wahrheit vertuscht wird und in dem die Lüge zur Wahrheit wird." Baez, der als Kritiker von Präsident Daniel Ortega gilt, wirft den Sandinisten vor, öffentlich von Liebe und Frieden zu reden, jedoch seien Ortegas Sympathisanten und Untergeordneten so organisiert, dass sie Gegner angriffen und unterdrückten.

Nun geht wieder die Angst um in Nicaragua. Die Oppositionspartei PLI berichtete, dass vier Parteimitglieder verhaftet worden seien und seitdem von ihnen jede Spur fehle. Darüber hinaus lägen Berichte vor, dass weitere Menschen von der Polizei willkürlich festgenommen worden und die Angehörigen nicht über ihren Aufenthaltsort informiert worden seien.

Bischöfe mahnen Einhaltung der Menschenrechte an

Die Nicaraguanische Bischofskonferenz hat nach Bekanntwerden der Vorfälle ungewöhnlich deutlich die Nationale Polizei und die Armeekräfte des Landes aufgefordert, bei der Aufklärung des blutigen Anschlages die Menschenrechte zu achten und auf Instrumente wie Druck, Folter, Gewalt und Einschüchterung zu verzichten. Die Behörden begingen einen schweren Fehler, wenn sie beabsichtigen würden, wieder eine ungerechte Justiz zu etablieren, die auf terroristische Methoden zurückgreife, schrieben die Bischöfe.

 

Die Verhaftungswelle würde ein Klima der Panik und der Unsicherheit schaffen und zudem für großen Schmerz bei den Familien und Gemeinden sorgen, von dem besonders die Kinder und Jugendliche betroffen seien. Die Bischöfe riefen ihre Landsleute dazu auf, nach dem "grausamen Anschlag" auf die Versuchung einer gewaltsamen Revanche zu verzichten. Die nicaraguanische Polizei führte derweil am Donnerstag insgesamt acht Beschuldigte der Presse vor.

Verbindungen zur Drogenmafia?

Polizeichefin Aminta Granera legte bei der Präsentation der mutmaßlichen Täter Wert auf die Feststellung, dass dies in Rekordzeit gelungen sei. Und das, obwohl es sich bei den Ermittlungen angesichts der Ausmaße des Massakers um einen Fall extremer Komplexität gehandelt habe, wie er vorher noch nie zuvor in Nicaragua gesehen worden sei. Einer der verhafteten Verdächtigen soll Kontakte zum Drogenkartell der "Zetas" haben. Auch eine politische Botschaft hatte Granera den Journalisten mitgebracht: In Nicaragua gebe es keine bewaffneten, sondern nur kriminelle Gruppen.

Quelle: KNA, Autor: Tobias Käufer

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