Angst, Terror und Sorge
Die jüngsten Nachrichten sind besorgniserregend: Woche für Woche sorgen die Kämpfe zwischen den rivalisierenden paramilitärischen Gruppen "Los Urabeños" und "Los Rastrojos" in der kolumbianischen Provinz Choco für Opfer unter der Zivilbevölkerung.
Die Region, die überwiegend von Menschen afrokolumbianischer Herkunft bewohnt wird, gilt als eine der ärmsten Provinzen des südamerikanischen Landes. Ihre geographische Lage an der Pazifikküste macht das Departement für die im Drogenhandel agierenden paramilitärischen Kartelle besonders attraktiv. Die benachbarte Hafenstadt Buenaventura gilt als einer der wichtigsten Umschlagplätze für den Drogenhandel. Hier wurden zuletzt immer wieder mit Tonnen von Kokain bestückte Drogen- U-Boote aufgespürt.
Bandenkrieg hinterlässt Geisterdörfer
Beide illegalen Banden sind für schwere Menschenrechtsverletzungen in der Region verantwortlich. Es geht um die Vormachtstellung im milliardenschweren Drogenhandel, deren Transportrouten und Anbaufelder. Die Folgen für die Bevölkerung sind dramatisch: Mehr als 5.000 Menschen überwiegend afrokolumbianischer Herkunft mussten zuletzt ihre Heimatdörfer im Chocó verlassen, weil die Banden um ihre Territorien kämpften. Der für die Rechte der dort lebenden Bevölkerung zuständige Ombudsmann Jorge Armando Otálora Gómez berichtete nach einer Reise in die betroffene Region von verlassenen Geisterdörfern und ganzen vertriebenen Gemeinden. Otálora Gómez forderte das Innenministerium in Bogotá auf, dringend Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung und zur Prävention der Landvertreibungen zu ergreifen.
Fünf Anführer einer paramilitärischen Gruppe verhaftet
Kolumbiens Vizepräsident Angelino Garzon versuchte unterdessen den betroffenen Menschen Mut zu machen: "Wir können nicht wieder Gefangene der Angst werden, zu denen uns die bewaffneten Gruppen zwingen möchten", sagte Garzon am Wochenende, 19. und 20. Januar. Allein in den vergangenen Tagen habe der Bandenkrieg zwischen "Los Urabeños" und "Los Rastrojos" 900 neue Vertreibungsopfer gefordert, bestätigte der Vizepräsident, der die Behörden aufrief, die Anstrengungen im Kampf gegen die paramilitärischen Gruppen zu erhöhen. Einen kleinen Erfolg konnten die Sicherheitskräfte erzielen: Fünf führende Köpfe der Urabeños gingen der Polizei nach eigenen Angaben ins Netz.
Kirche fordert Investionen in soziale Projekte
Mit den Durchhalteparolen der Regierung wollen sich die lokalen Kommunen allerdings nicht zufrieden geben. Oscar Rosero, Bürgermeister eines der betroffenen Dörfer aus dem Chocó, sagte der Tageszeitung „El Pais“: „Wir sind sehr besorgt und deshalb wollen wir Vertreter der Marine und weitere Vertreter der Regierung zu einem Treffen mit den betroffenen Bürgermeistern der Pazifik-Gemeinden nach Bahía Málaga einladen.“
Das Problem liegt nach Einschätzung der katholischen Kirche ohnehin viel tiefer. Der Bischof der benachbarten Diözese Buenaventura, Hector Epalza Quintero, machte die große Armut in der Region für die zunehmende Gewalt verantwortlich. Es fehlten Investitionen und Perspektiven. Quintero forderte die Politik auf, mit Investitionen in soziale Projekte der zunehmenden Gewalt in der betroffenen Region zu begegnen. Die Menschen lebten in einem permanenten Zustand von Angst, Gewalt und Sorge, sagte Quintero in einem von der Kolumbianischen Bischofskonferenz verbreiteten Interview.
Autor: Tobias Käufer
Die Kirche setzt sich für bessere Lebensbedingungen der vorwiegend armen Bevölkerung in der Region Chocó ein, unterstützt von Adveniat. Projektinformation
Flüchtlingssiedlung am Rand von Cartagena. Foto: Adveniat/Frevel.