Amnesty kritisiert Umgang mit Vergewaltigungsopfern
Die kolumbianische Justiz tut zu wenig für Vergewaltigungsopfer des Bürgerkrieges. Zu diesem Schluss kommt die Menschenrechtsorganisation Amnesty International in einem Bericht, der am 21. September vorgestellt wurde. Er basiert auf einer zweijährigen Untersuchung, in die staatliche Stellen, Zeugen, Menschenrechtsorganisationen, Anwälte und Richter sowie internationale Institutionen einbezogen wurden.
Frauen und Mädchen als "Kriegstrophäen"
Amnesty International kritisiert in seinem Bericht, die Haltung von Staat und Gesellschaft gegenüber diesen Verbrechen des Bürgerkrieges. Durch Fehlurteile und Schweigen würden die Missbrauchsfälle zu "einem weiteren nicht sichtbaren Delikt". Im seit mehr als 50 Jahre andauernden internen Konflikt werden Frauen und Mädchen häufig als "Kriegstrophäen" angesehen. Sie werden häufig aus "Rache" am Gegner vergewaltigt und misshandelt.
Allein Jahr 2009 wurden beim Medizinisch-Forensischen Institut (INMLCF) mehr als 21.200 Vergewaltigungsvorwürfe geprüft. Mehr als 85 Prozent der Opfer waren minderjährig. Amnesty weist darauf hin, dass jedoch nur 131 Fälle vom INMLCF als "soziopolitisch" eingestuft wurden.
Fehlende Opferbetreuung
Die Menschenrechtsorganisation verweist in diesem Zusammenhang auch auf die Untersuchungen von Casa de la Mujer, wonach mehr als 80 Prozent der Opfer nicht angeben, dass ihre Gewalterfahrung im Zusammenhang mit dem Bürgerkrieg stehe. Daher sei es unmöglich, das Ausmaß der sexualisierten Gewalt genau festzustellen.
Zum einen würden die Opfer aus Scham, Angst vor Stigmatisierung und Racheakten die Straftaten nicht anzeigen. Zum anderen fehle auch das Vertrauen in die kolumbianische Justiz. Es fehle eine koordinierte Opferbetreuung durch geschultes Personal, den Opfern würden Schutz und Entschädigung verweigert, Amnesty International.
In dem vorgelegten Bericht schildern mehr als zwölf Opfer unter Pseudonym ihre Geschichte. (bh)
Quelle: Adital