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Peru |

Amazonien - Was bliebe von uns ohne Wald?

In Amazonien schrumpft der Wald. Damit schwindet die Lebensgrundlage der Indígenas, warnt Arlen Ribeira Calderón, vom Volk der Uitoto. Er mahnt die Indígenas des Amazonas an, mit vereinten Kräften gegen diese Entwicklung anzukämpfen und fordert Entwicklung, bei der die Selbstbestimmung indigener Völker ihren Platz hat.

Die Jahre gehen dahin und die lebenden Bestandteile Amazoniens werden mehr und mehr verschandelt. Täglich werden in Peru tausende Bäume gefällt, ohne dass unverzüglich neue gepflanzt würden, im Sinne von Nachhaltigkeit und Schutz. Indigene Gemeinden stehen vor der Herausforderung, sich in ein globales Wirtschaftssystem einzupassen. Selten verbessert sich dadurch etwas, in den meisten Fällen bringt Globalisierung Armut mit sich.

Das Land ist bereits aufgeteilt

Die Eroberung Amazoniens ist ein unternehmerisches Ziel. Ein Ziel der Regierung, um Reichtümer für einige wenige zu schaffen, während die große Mehrheit der Menschen das Elend wird ertragen müssen, das durch die Verwüstung der amazonischen Wälder hervorgerufen wird.

Amazonien ist bereits in seiner Gänze in Parzellen aufgeteilt, zum Zwecke der Erkundung und Ausbeutung von Erdöl- und Erdgasvorkommen. Die indigenen Gemeinden wissen nicht einmal, dass ihr Gemeindeland oder ihre angestammten Gebiete Teil von Verträgen zwischen Staat und Konzernen sind. Das Eindringen von Siedlern in den Wald, die durch Megaprojekte kommen, führt dazu, dass die Gemeinden sich in die letzten Winkel des amazonischen Waldes zurückziehen - um überleben zu können.

Die Zukunft der indigenen Organisationen

Die Eroberung der Wälder Amazoniens wird weitergehen. Wir Indígenas müssen uns darauf vorbereiten, die Wälder friedlich zu verteidigen, um das ökologische Gleichgewicht zu bewahren und den zerstörerischen Auswirkungen des Klimawandels zu begegnen. Wir sind nicht gegen wirtschaftliche Entwicklung, doch wir wollen, dass Entwicklung die uns eigenen Lebensformen respektiert. Für uns gibt es keine bessere Entwicklung, als nachhaltige Entwicklung, in Harmonie mit Mutter Natur.

Die indigenen Organisationen müssen sich durch die Einheit der Völker stärken, damit wir gemeinsam eine Hoffnung auf Leben für diese und künftige Generationen schaffen können. Unsere persönlichen Kriegsbeile müssen wir begraben, besser noch, in Zeremonien des Loslassens und zugunsten der Größe unserer Völker. Das ist eine drängende Aufgabe, für die Verteidigung unserer Territorien.

Die Führungspersönlichkeiten, die in jedem Moment die Aufgabe der Repräsentation wahrnehmen, müssen auch noch an den letzten Bewohner in der am weitesten entfernten Gemeinde denken, und auf Harmonie bedacht, mit allen Gemeinden und ihren Vertretern zusammenarbeiten, damit wir weiterhin in einem Klima des Friedens miteinander leben und das "Buen Vivir“, das „Erfüllte Leben“ leben können, es ist die lebensbejahende Basis und das Erbe unserer Ahnen.

Nichts ohne den Wald

Was bliebe von uns ohne Wald? Tausende Indígenas würden es auf der Erde einfach nicht geben. Einige mögen sagen, das ist eine verkehrte Denkweise, und doch ist es die Wahrheit, dass der Staat nicht die Probleme der Gemeinden löst, sondern, dass wir von dank des Waldes überleben, er ist es, der uns gibt, was wir brauchen. Das gesellschaftlich-soziale Einbezogensein gelangt nicht zu den Völkern Amazoniens, deren Jugendliche keine Bildungsstipendien erhalten, denn dafür werden Garantien gefordert und wir besitzen als Eigentum unsere gemeinschaftlich verwalteten Territorien, unsere Kanus und unsere kleinen Ackerparzellen ˗ Dinge, die für die westliche Zivilisation nicht in Wert zu setzen sind.

Die Rente unserer indigenen Brüder und Schwestern besteht nicht aus Geld. Sie besteht aus den Wasserläufen mit ihren Fischen und unseren Bergen mit allen dort lebenden Tieren. Denn wenn wir alt geworden sind, können wir mit Leichtigkeit noch immer Ressourcen von Pflanzen und Tieren gewinnen, um bis zu unseren letzten Tagen zu überleben. Der Staat gelangt vielleicht in unsere Gemeinden, wenn es keine Wälder mehr gibt.

Das Recht auf Selbstbestimmung

Wir Völker Amazoniens müssen so bald als möglich die Chance haben, die Menschheit durch das Radio dahingehend zu sensibilisieren, dass Klimawandel, Abholzung, ungezügelter Bergbau und Erdöl- und Erdgasprojekte fatale Konsequenzen für das Leben der Menschen und der souveränen Völker hat. Die Einrichtung eines Radiosenders mit großer Reichweite, so dass es in ganz Amazonien gehört werden kann, ist dringend notwendig.

Die Organisation AIDESEP hat für die Titulierung von 15 Mio. Hektar Land zugunsten indigener Völker gesorgt. Landtitel sind unsere einzige Garantie gegen eine Vertreibung von unseren Territorien. Deshalb muss die Organisation, welche die Völker Amazoniens in Peru repräsentiert, diesen friedlichen Weg weiterverfolgen. Wir sind die letzte Bastion, die mit jedem Atemzug für Selbstbestimmung kämpft. Doch die freie Selbstbestimmung sollte nicht missverstanden werden: Es geht nicht um die Schaffung eines Staates im Staate, sondern darum, dass die indigenen Völker sich gemäß ihrem Modus und ihrem Lebensstil entwickeln. Wäre ich Präsident von Peru, so wäre dies meine erste Handlung oder das erste von mir verabschiedete Gesetz, dass ich den indigenen Völkern geben würde.

Lasst uns die Missverständnisse vergessen, Fehlinterpretationen zur Seite legen. Lasst uns den Aufrufen unserer Brüder und Schwestern folgen, die tagtäglich den Invasionen und der Armut ausgesetzt sind und die Gerechtigkeit und Gesundheit bitter nötig haben.

Gott segne uns - das Jahr 2012 sei das Jahr der Errichtung eines Weges zur Selbstbestimmung.

Autor: Arlen Ribeira Calderón (Uitoto-Indígena) in Servindi; Deutsche Bearbeitung: Bettina Hoyer

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