"Amazonasbischof": Lage um Staudamm Belo Monte desaströs
Der brasilianische "Amazonasbischof" Erwin Kräutler hat die Situation rund um das umstrittene Staudammprojekt Belo Monte im Amazonasgebiet als desaströs bezeichnet. Staudamm und Kraftwerk seien fertig, es fehle jedoch das Wasser, sagte Kräutler am Sonntag, 8. Januar 2017, dem österreichischen Sender ORF. Von den mehr als 20 Turbinen seien wegen Wassermangels im November 2016 gerade einmal zwei in Betrieb gewesen. Kräutler hatte sich über Jahre hinweg vergeblich gegen das Mega-Projekt am Xingu nahe seiner früheren Bischofsstadt Altamira ausgesprochen.
Wegen des Staudamms hätten Zigtausende Menschen ihre Lebensgrundlage verloren, kritisierte er. In Altamira gebe es nun große Probleme im Bildungs-, Gesundheits- und Sicherheitsbereich. Dabei sei diese "Tragödie" absehbar gewesen, sagte Kräutler. "Sogar Leute, die mich damals bedroht haben, klopfen mir heute auf die Schulter und sagen: Du hast Recht gehabt." Die Entwicklung sei aber nicht mehr rückgängig zu machen. Die Zwangsumsiedlung zahlreicher Indigener etwa sei irreversibel. "Wenn die Indigene auch physisch überleben, kulturell überleben sie nicht", sagte Kräutler.
Kräutler war von 1981 bis 2015 Bischof von Xingu, der flächenmäßig größten Diözese Brasiliens mitten im Amazonasgebiet. Auch als emeritierter Bischof wohnt der aus Vorarlberg stammende Ordensmann mit seinem Nachfolger Joao Muniz Alves im Bischofshaus von Altamira und ist dort in der Seelsorge aktiv.
Quelle: KNA, Foto: Circuito Fora do Eixo,CC BY-SA 2.0.