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Bolivien |

Amazonas-Waldbrände haben sich verdreifacht

Im bolivianischen Amazonas-Urwald wüten in diesem Jahr mehr als drei Mal so viele Brände wie 2009. Die Regierung steht den meist durch Brandrodung verursachten Feuerbrünsten machtlos gegenüber. Abgeordnete haben nun eine Gesetzesinitiative angestoßen, die Bauern durch saftige Geldstrafen vom Feuerlegen abhalten soll. Über den Text wird zurzeit beraten. Den offiziellen Zahlen zufolge hat sich die Zahl der Brandherde von 1.972 im Vorjahr auf zurzeit 6.667 erhöht. Der bisherige Höhepunkt sei 2005 mit 8.144 Feuern erreicht worden, sagte Marisol Portugal, die für das Nationale Amt für Meteorologie und Hydrologie (Senamhi) arbeitet.

Der bolivianische Staatschef Evo Morales hat bereits eingeräumt, dass die Behörden nicht über die notwendige technische Ausrüstung verfügen, um die Brände zu bekämpfen. Zugleich kündigte er an, spezielle Löschflugzeuge anschaffen zu wollen, um gegen die Feuersbrünste vorzugehen.

Härte Strafen gefordert

Um Feuer von vornherein zu verhindern, veranstaltet die Waldkontrollbehörde (ABT) Seminare zur Brandverhütung. Viele Feuer brechen aus, weil die Bauern Brandrodung betreiben, um neue Anbauflächen zu gewinnen. Die ‘chaqueos’ geraten oftmals außer Kontrolle und breiten sich in Windeseile aus.

ABT-Mitarbeiter José Luis Osinaga sieht vor allem die milden Strafen für Brandverursacher als Grund dafür, dass sich die Lage in diesem Jahr weiter verschlimmert hat. Bislang liegt das Bußgeld für jeden verbrannten Hektar Land bei umgerechnet nur 20 US-Cent. Die ABT hatte im vergangenen Jahr etwa 300 Gerichtsverfahren gegen mutmaßliche Verursacher der Brände angestrengt.

Wie hoch die bereits entstandenen Schäden sind, steht nicht genau fest. Nach Schätzungen des Leiters der Abteilung für Forstentwicklung im Vizeministerium für Umwelt, Weimar Becerra, könnten sich die Kosten für die Wiederaufforstung der verbrannten Flächen auf rund 200 Millionen Dollar belaufen.
Die Rauchentwicklung in der Region ist bereits so stark, dass 29 der 39 Flughäfen den Betrieb vorübergehend einstellen mussten. Die Umweltorganisation ‘Herencia’, die entsprechende Satellitenbilder ausgewertet hat, warnt vor einer "Katastrophe größeren Ausmaßes" in der Gemeinde Ixiamas im Norden des Departements La Paz. Dort sind wahrscheinlich etwa 90.000 Hektar Wald zerstört worden.

Nahe der im Zentrum des südamerikanischen Landes gelegenen Stadt Cochabamba steht derzeit der Tunari-Nationalpark in Flammen. Das Naturschutzgebiet liegt auf einem Berg unweit der Stadt. Die Regionalbehörden gehen davon aus, dass dieser Brand unabsichtlich entfacht wurde.

Das Dorf La Cachuela in östlichen Departement Santa Cruz wurde zum Katastrophengebiet erklärt, nachdem etwa 30 Wohnhäuser sowie Äcker und Wald abgebrannt waren. Die Gemeinde, in der Ureinwohner leben, wartet nun darauf, dass die Behörden Lebensmittel und Zelte zur Verfügung stellen.
Der Geschäftsführer von ‘Herencia’, Juan Fernando Reyes, berichtete von einem weiteren Großfeuer am Manuripí-Fluss im nördlichen Departement Pando, wo seit mehreren Wochen rund 1.200 Hektar Wald brennen.

Der Gouverneur von Pando, Luis Flores, teilte mit, dass Brände in zehn der 15 Gemeinden auf Brandrodung zurückzuführen sind. Im Naturschutzgebiet Manuripí waren im Jahr 2005 bereits rund 50.000 Hektar Land durch Feuer vernichtet worden. Nach Ansicht von Reyes sind für die Brände auch Schildkrötenjäger verantwortlich, die die Tiere mit den Feuern aus dem Wald treiben wollen.

Dürreperioden verstärken Brandrisiken

Edwin Alvarado von der der Liga für Umweltschutz (Lidema) sieht auch den Klimawandel als Grund für die steigende Brandgefahr. Anhaltende Dürre ließen die Vegetation stark austrocknen, sagte er IPS. In den Waldgebieten von Pando verbrannten bereits Kastanien, Palmen und andere wertvolle Baumarten, zudem starben zahlreiche Tiere. Weitreichende und durch den Rauch verursachte Klimaschäden sind wiederum die Folge.

Laut der Meteorologin Portugal werden die Brände in diesem Jahr voraussichtlich länger anhalten als sonst. Anders als in früheren Jahren sei Ende August kein Regen zu erwarten, sagte sie. Bei Durchschnittstemperaturen von 36 Grad Celsius könnten die Feuer sogar noch bis Oktober weiterlodern.

Autor: Franz Chávez, deutsche Bearbeitung: Corina Kolbe, in IPS-Weltblick.

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