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Brasilien |

Agrartechnologie für den Export

Den rund 3,3 Millionen brasilianischen Familienbetrieben ist der Zugang zu den Innovationen aufgrund von Armut, fehlenden Kenntnissen und einer Unterversorgung mit Informationen versperrt, wie Pedro Arraes, Leiter des staatlichen Agrarforschungszentrums Embrapa, erläutert. Wäre dies nicht der Fall, könnten höhere Erträge und bessere Einnahmen erzielt werden.

Wie Arraes kritisiert, beschränkt sich die Sozialpolitik der Regierung derzeit darauf, armen Bevölkerungsgruppen das bloße Überleben zu sichern. Er verwies dabei auf das 2003 von Präsident Luiz Inácio Lula da Silva eingeführte ´Programa Bolsa Familia´, das wirtschaftlich schwachen Familien staatliche Zuschüsse in Höhe von umgerechnet 12,5 bis 115 USDollar monatlich zusichert. Rund elf Millionen Haushalte nehmen diese Hilfen zurzeit in Anspruch.

Nach Ansicht des Experten wäre diesen Familien eher geholfen, wenn sie das Fachwissen erhielten, das sie brauchen, um sich eine Existenzgrundlage zu schaffen. Bisher teilen sich im größten Land Südamerikas lediglich 480.000 von insgesamt 5,2 Millionen Farmen 75 Prozent der Agrareinnahmen. Diese Minderheit profitiert vom Zugang zu den von Embrapa entwickelten Technologien. Etwa weitere 900.000 Betriebe wären prinzipiell in der Lage, zu der Wirtschaftselite aufzurücken, wenn sie das verfügbare Know‐how nutzen würden.

Die übrigen Höfe müssten Arraes zufolge zunächst staatlich gefördert werden. Eine nationale Behörde für landwirtschaftliche Beratung, die 1990 aufgelöst worden war, soll nun wieder aufgebaut werden. Embrapa versteht sich vor allem als Wissenschaftseinrichtung. Dank der dort durchgeführten Forschungen konnte Brasilien während der vergangenen drei Jahrzehnte seine Produktion von Getreide, Hülsenfrüchten und ölsaaten verdreifachen. Ausschlaggebend dafür waren die eingesetzten Technologien. Die Anbauflächen wurden in dem Zeitraum nur um acht Prozent vergrößert. Unter anderem gelang es den Experten, Kulturen wie Äpfel oder Birnen an das tropische Klima anzupassen.

Brasilien gilt heute als globaler Marktführer im Bereich der tropischen Landwirtschaft und hat gute Chancen, bis 2025 zum weltweit größten Lebensmittelproduzenten aufzusteigen. Embrapa hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2011 die Zahl der auf Ackerbau und Viehzucht spezialisierten Institute auf 45 zu erhöhen. Angesichts der weltweiten Verbreitung von Biotreibstoffen wie Ethanol soll zudem die Forschung über Agroenergie ausgebaut werden. "Der durch den großen Exportanstieg belegte Erfolg hat im Ausland starkes Interesse an einer Zusammenarbeit mit Embrapa geweckt", berichtete Arraes.

Um angemessen auf die hohe Nachfrage reagieren zu können, sollen noch mehr Embrapa‐Forscher ins Ausland und vor allem nach Afrika geschickt werden. Brasilien ist auf dem schwarzen Kontinent bereits an Agrarprojekten in rund 20 Ländern beteiligt. Seit 2006 unterhält Embrapa ein Regionalbüro in der ghanaischen Hauptstadt Accra. In weiteren Ländern wie den USA, den Niederlanden und Südkorea betreibt das brasilianische Forschungsunternehmen ´virtuelle Laboratorien´, die den technologischen Austausch vorantreiben sollen. 􀀵

Autor: Mario Osava (IPS-Weltblick), Deutsche Bearbeitung: Corina Kolbe

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