Agrargift-Opfer kämpfen für Entschädigungen
In Nicaragua fordern Opfer des Agrargiftes Nemagón Gerechtigkeit und die Anerkennung des ihnen zugefügten Leides. Das Pestizid wurde massiv auf Bananenplantagen nicht nur in Mittelamerika, sondern auch in Ecuador und in den USA eingesetzt. Allein in Nicaragua beträgt die Anzahl der direkt und indirekt Geschädigten 110.000 Menschen - bei einer Bevölkerung von rund 6 Millionen. Es wurde nachgewiesen, dass Nemagón zu Unfruchtbarkeit führen und Fehlgeburten auslösen kann. Außerdem verursacht es potenziell Hautkrankheiten und Krebs. Seit vielen Jahren kämpfen nicaraguanische Campesinos vor Gericht gegen die Unternehmen, die das Agrargift verwendeten. Am Pranger steht zum Beispiel die US-amerikanische Dole Food Company.
Alkoholismus und Selbstmordversuche
Die Folgen des Agrargiftes sind nicht nur körperlicher, sondern auch psychischer und sozialer Art: schwere Depressionen, Verlust des Selbstwertgefühls, Traurigkeit, Verwirrung. Paare leiden unter Impotenz und Unfruchtbarkeit. Viele Campesinos haben im Laufe der Jahre ihre Arbeit verloren, wurden häufig Alkoholiker und unternahmen Selbstmordversuche.
Unternehmen weigern sich, Entschädigungen zu zahlen
Das Verhängnis nahm seinen Lauf, als 1969 erstmals die Standard Fruit Company Nemagón auf ihren Bananenplantagen in Mittelamerika einsetzte. Als die Krebs hervorrufende Wirkung des Agrargiftes erwiesen war, wurde Nemagón 1979 in den USA verboten. Im gleichen Jahr zog Costa Rica nach.
2001 verabschiedete Nicaragua ein Gesetz, das es Betroffenen ermöglichte, Prozesse zu führen gegen Unternehmen wie Chiquita Brands International und Del Monte Foods. Im Jahr 2002 wurden Dow Chemical, die Shell Oil Company und die Dole Food Company zur Zahlung von 490 Millionen Dollar an 600 nicaraguanische Arbeiter verurteilt. Doch die Unternehmen weigerten sich, Entschädigungsgelder zu zahlen. Sie beanstandeten angebliche Prozessfehler, so dass die Verfahren bis heute laufen. (bs)
Foto: Max Nathans. CC BY-NC-ND 2.0