Afrokolumbianischer Menschenrechtler ermordet
Nach dem Auftragsmord an dem afrokolumbischen Menschenrechtsaktivisten und hochrangigen Mitgliedes der Dachorganisation afrokolumbianischer Menschen (Afrodes) Bernardo Cuero Bravo im nordkolumbianischen Departamento Atlántico am vergangenen Wochenende hat sich die nationale Ombudsstelle für Menschenrechte über den mangelhaften Schutz von Aktivisten beschwert. Der Staat "muss das Leben und Unversehrtheit aller Menschenrechtsverteidiger sicherstellen", zitiert das Nachrichtenportal "Caracol".
Cuero, vor Jahren bereits einem Mordanschlag entgangen, war am Samstag, 3. Juni 2017, in seinem Haus in der Ortschaft Villa Esperanza von zwei Männern vor den Augen seiner Familie mit vier Schüssen ermordet worden, berichten lokale Medien. "Zwei Männer kamen auf einem schwarzen Motorrad, während er ein Fußballspiel im Fernsehen anschaute. Sie fragten, ob in der Gegend eine Wohnung zu vermieten sei. Und als Bernardo den beiden helfen wollte, zog einer von ihnen eine Waffe und erschoss ihn vor den Augen seiner Lebensgefährtin und anderen Familienmitgliedern. Dann flohen die beiden", informiert eine Afrodes-Pressemitteilung über die Umstände des Mordes.
Vergeblich um Polizeischutz gebeten
Cuero, selbst ein Bürgerkriegsvertriebener, war Vertreter einer lokalen Vertriebenenvereinigung, Mitglied einer Basisgruppe für kommunale Selbstverwaltung (Junta de Acción Comunal) sowie aktiv im Bürgerkriegsopferverband der Gemeinde Malambo und Atlántico. Laut Afrodes hatte Cuero mehrfach um Polizeischutz gebeten, nachdem zahlreiche Morddrohungen gegen ihn eingegangen waren. "Dieser Mord erfüllt uns mit Trauer", erklärte Atlánticos Gouverneur Verano sein Beileid, man werde zwei Sonderermittler für die Aufklärung der Tat abstellen. Auch wurde eine Belohnung in Höhe von umgerechnet 4.000 Euro ausgelobt, so die Tageszeitung "El Heraldo".
Einer Studie der unabhängigen Beobachtungsstelle für die Wiederherstellung und Regulierung von Agrarrechten, die in dieser Woche der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, sind die Ermordungen von Menschenrechtlern in Kolumbien als "systematisch" zu bezeichnen. Von 2005 bis 2015 seien mehr als 500 Aktivisten für die Rechte von Bauern, Landlosen, Basisorganisationen, Indigenen und Afrokolumbianern gezielt ermordet worden. Geografisch konzentrieren sich die Morde auf fünf Departamentos (Antioquia, Cauca, Valle del Cauca, Córdoba und Nariño). Bei 58 Prozent der Fälle seien die Täter unbekannt, 14 Prozent gehen auf das Konto krimineller Banden, zehn Prozent rechte Paramilitärs, neun Prozent FARC, fünf Prozent ELN und ein Prozent Streitkräfte. (bb)