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Adveniat-Projekt in Mexiko-Stadt holt Mädchen von der Straße

Im Projekt "Yolia" in Mexiko-Stadt bekommen Mädchen aus schwierigen Verhältnissen eine neue Chance. Foto: Adveniat/Matthias Hoch
Im Projekt "Yolia" in Mexiko-Stadt bekommen Mädchen aus schwierigen Verhältnissen eine neue Chance. Foto: Adveniat/Matthias Hoch

Die Doppelstockbetten sind rosarot überzogen. Auf den Kopfkissen liegen jeweils mehrere knuddelige Stofftiere, ein großes weißes Herz aus Plüsch ist auch dabei. Wer den Schlafsaal des Mädchenprojekts "Yolia" in Mexiko-Stadt betritt, würde nicht denken, dass er sich in einem Armenviertel der 20-Millionen-Einwohner-Metropole befindet. Und doch ist genau das der Fall.

Hier finden Mädchen eine neue Heimat, die sonst auf der Straße leben oder arbeiten müssten, weil sie kein liebevolles Elternhaus haben, sondern Erfahrungen mit Gewalt oder Missbrauch gemacht haben. Manche sind auch als Migrantinnen aus Mittelamerika gekommen und von der Polizei aufgegriffen worden.

USA ist nicht mehr das Land der Träume

Alexandra (15) zum Beispiel. Sie kam zunächst zusammen mit ihrer Mutter von El Salvador in den Bundesstaat Chiapas im Südosten Mexikos. Dort erlebte sie einen Stiefvater, der gewalttätig war und die Mutter schlug. Irgendwann war es Alexandra zu viel, sie ging von zu Hause weg, wurde aufgegriffen und vom Jugendamt zum Konsulat von El Salvador in Mexiko gebracht. Das verwies sie dann an "Yolia".

Erstmal will sie nun eine Schulausbildung machen - und dann ihren Traum verwirklichen. "Tiermedizin studieren", sagt die junge Frau ohne zu zögern. Irgendwann will sie zurück nach El Salvador und ihre "eigene Kultur kennenlernen". Die Idee, in die USA zu gelangen, hat sie inzwischen aufgegeben. "Wegen Trump!", sagt sie. Wer Alexandra bei der Hausaufgabenbetreuung im "Yolia"-Wohnheim vollkommen konzentriert am Computerbildschirm sitzen sieht, kann gut glauben, dass ihre Träume tatsächlich in Erfüllung gehen könnten.

"Yolia" bedeutet "Mädchenherz"

"Dass die Mädchen glücklich sind, ist für mich die größte Belohnung", sagt Indira Berroteran. Sie ist die Leiterin von "Yolia", das übersetzt "Mädchenherz" bedeutet. Mehr als 400 Straßenkinder haben in dem seit 22 Jahren bestehenden Projekt bisher eine Chance für ein neues Leben bekommen.

Berroteran ist so etwas wie eine Ersatzmutter für die derzeit 21 Mädchen, die hier leben. Und die Venezolanerin weiß, wie eine Großfamilie am besten zusammenlebt. Sie hatte selbst vier Geschwister. Ihre Eltern, eine Arbeiterfamilie in Caracas, sorgten dafür, dass sie bei den Salesianern ausgebildet wurde. Nach dem Abitur wurde sie Don-Bosco-Schwester, studierte aber in Venezuela zugleich Pädagogik und arbeitete als Dozentin für Sozialarbeit.

"Frauen gehören zu den verletzlichsten Individuen der Gesellschaft"

Irgendwann erwachte in ihr der Wunsch, die Lehrinhalte stärker in der Praxis anzuwenden. 2015 kam sie dann nach Mexiko zu "Yolia", weil eine Bekannte ihr einen entsprechenden Tipp gegeben hatte. Hier fand Berroteran - wie es scheint - ihre Berufung. Dafür legte sie auch ihr Ordensgewand ab. Hinzu kam der Umstand, dass "Yolia"-Gründerin Monica Rabago seinerzeit heilfroh war über jede weitere fachkündige Unterstützung.

Bei "Yolia" bekommen die Mädchen im hellgrün gestrichenen Wohnheim Frühstück, Mittag- und Abendessen. Ausbildungskurse und Fortbildungen, etwa zur Kosmetikerin oder Friseurin, sollen auf der Straße lebenden jungen Frauen helfen, von der Prostitution wegzukommen. "Frauen gehören zu den verletzlichsten Individuen in der Gesellschaft", sagt Berroteran. Gerade in Mexiko, wo der Machokult ("Machismo") allgegenwärtig sei.

Yolia-Leiterin im Dezember zu Gast in Deutschland

"Yolia" ist ein kirchliches Projekt. Das katholische Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat ist mit 20.000 Euro im Jahr einer der wichtigsten Geldgeber, neben privaten Unterstützern. Adveniat unterstützt derzeit etwa 350 Projekte in Mexiko mit einer Gesamtsumme von 1,8 Millionen Euro. Die diesjährige Weihnachtsaktion des Hilfswerks steht unter dem Motto "Faire Arbeit. Würde. Helfen." Die bundesweite Eröffnung fand am 3. Dezember, dem ersten Adventssonntag, in Paderborn statt.

Indira Berroteran wird dazu in Deutschland erwartet. In den Tagen darauf wird sie zahlreiche Termine absolvieren, unter anderem Veranstaltungen mit 150 Schülern an der Handelslehranstalt (HLA) Bruchsal und mit 200 Schülern an der Katholischen Fachschule für Sozialpädagogik (FSP) Freiburg.

Quelle: KNA, Autor: Norbert Demuth, Foto: Matthias Hoch

Aus dem Arbeitsalltag von Indira Berroterán
Sie ist Managerin und Ersatzmutter für die Straßenkinder in Mexiko. Mehr zum Engagement der Adveniat-Partnerin erfahren Sie in diesem Bericht - oder hier im Video:

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