Abgeordneter entzürnt Afrobrasilianer- und Homosexuellenverbände
Der Abgeordnete Jair Bolsonaro hat durch polemische Aussagen in ganz Brasilien eine Protestwelle ausgelöst. In einem Fernsehinterview antwortete Bolsonaro auf die Frage, wie er reagieren würde, wenn seine Kinder Beziehungen zu Afro-Brasilianern oder Homosexuellen hätte, das dies "unmöglich sei, da meine Kinder eine gute Erziehung genossen" hätten. Vertreter von Homosexuellenverbänden, Anwaltskammern, Abgeordnete und afro-brasilianische Verbände forderten daraufhin eine Bestrafung des Abgeordneten. Nach den heftigen Reaktionen auf seine Äußerungen befragt, erklärte Bolsonaro später, dass er sich darum "einen Dreck" schere.
Aufhebung der parlamentarischen Immunität gefordert
Brasiliens Anwaltskammer forderte die Aufhebung der parlamentarischen Immunität Bolsonaros, damit dieser seines Amtes enthoben werden könne. Die Rassismus-Beauftragte der Regierung wies darauf hin, dass Rassismus ein Verbrechen sei und forderte ebenfalls Konsequenzen. Die Äußerungen Bolsonaros haben im Kongress eine Debatte über die Immunität von Abgeordneten ausgelöst. Eine mögliche Konsequenz könnte die Einberufung des internen Ethikrates sein, der über die Aberkennung des Mandates entscheiden würde.
Bolsonaro war schon zuvor durch seine extrem konservativen Überzeugungen aufgefallen. öffentlich verteidigte er so die Militärdiktatur (1964 bis 85). Seine Söhne, die ebenfalls in der Politik tätig sind, verteidigten die Positionen ihres Vaters als "Auffassungen, die die Mehrheit der Brasilianer teilen würden". Flavio Bolsonaro, der im Landesparlament von Rio de Janeiro sitzt, zweifelte daran, dass "ein Vater stolz auf seinen homosexuellen Sohn sein könne".
In Internetforen zirkulieren derzeit Kampagnen, die Konsequenzen aus den Äußerungen fordern. Eine Petition, die auf einer brasilianischen Facebook-Seite die Bestrafung von Homophobie fordert, fand innerhalb von 12 Stunden über 40.000 Unterstützer. (milz)