63 Prozent der Indigenen leben in Armut
Laut einer am gestrigen Sonntag vorgestellten Studie des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen (UNDP) leben 63 Prozent der insgesamt rund 1,37 Mio. Indigenen Kolumbiens in struktureller Armut. Etwa 47 Prozent der von Armut betroffenen indigenen leben sogar in extremer Armut. Außerdem seien mehr als 40 Prozent der indigenen Kinder seien unterernährt, so die UNDP.
Zudem würden rund 700.000 Indigene nicht nur an Unterernährung und Wassermangel leiden sondern seien auch gewaltsamer Vertreibung durch paramilitärische Gruppen sowie Diskriminierung ausgesetzt, die zu großen Teilen im Zusammenhang mit dem internen Konflikt stehe, so die UN-Organisation. Dadurch sei es für diese Bevölkerungsgruppe schwer, an Wasser und Nahrungsmittel zum Überleben zu gelangen.
Mindestens 32 indigene Völker vom Aussterben bedroht
Die Koordinatorin der Untersuchung, Tania Guzmán, schätzte die Lage als besorgniserregend ein. Dies sei kein schlichter Alarm, „es ist eine Tatsache, dass eine Völker zu verschwinden drohen“, zitiert die Nachrichtenagentur TeleSur die UN-Vertreterin. Sie wies weiter daraufhin, dass Indigene sowohl durch die staatliche Armee als auch durch Paramilitärs von ihrem Land vertrieben würden und Siedler, Megaprojekte, legal und illegale Bergbauaktivitäten, Kohle- und Erdölförderung, Drogenhandel sowie illegaler Holzeinschlag die Existenz indigener Gemeinschaften bedrohten.
Im Flussgebiet von Orinoko und Amazonas seien allein 32 indigene Völker vom Aussterben bedroht. „Zehn dieser Völker bestehen aus weniger als 100 Menschen, 18 aus weniger als 200“, so Guzmán. Angesichts der alarmierenden Situation werde das Ergebnis der Untersuchung am kommenden 29. August in Bogotá öffentlich vorgestellt, um Behörden und Gesellschaft für die Problematik zu sensibilisieren. Das Land habe zwar Fortschritte in der Gesetzgebung gegenüber der Verfassung von 1991 gemacht und aus dem Strafrecht sei ein Gesetz entfernt worden, dass Indigene als Minderjährige einstuft, allerdings müssten umgehend die bereits bestehenden Empfehlungen für einen besseren Minderheitenschutz umgesetzt werden. (bh)