Zur Geburt gezwungene Frau zieht vor Gericht
In Costa Rica ist die gesellschaftliche Debatte um die Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen auch nach dem Wahlsieg des Mitte-Politikers Carlos Alvarado nicht beendet. Dieser hatte im Gegensatz zu seinem Konkurrenten um das Präsidentenamt, dem ultrareligiösen Politiker Fabricio Alvarado, die Verankerung des Rechts auf Abtreibung versprochen. Wie die spanische Tageszeitung «El País» berichtet, ist eine Aktivistin wegen des gebrochenen Wahlversprechens nun vor die internationale Justiz gezogen.
Die unter dem Pseudonym «Aurora» bekannte Frau war 2012 schwanger geworden. Während der Schwangerschaft stellte sich heraus, dass das Ungeborene schwer behindert und nicht lebensfähig war. Zwar erlaubt das Strafrecht in Ausnahmefällen einen Schwangerschaftsabbruch aus medizinischen Gründen. Mangels klarer Regeln weigern sich Ärzte in dem katholische geprägten Land aber oft aus ethischer Überzeugung sowie Angst vor Strafverfolgung oder Sorge vor gesellschaftlicher Stigmatisierung, ein Abtreibung durchzuführen.
Am 29. Dezember 2012 gebar «Aurora» ein nicht lebensfähiges Baby, das sofort im Krankenhaus starb. Den costaricanischen Staat verklagte die Frau, die heute Mutter einer drei Jahre alten Tochter ist, vor dem Menschenrechtsgerichtshof der Organisation Amerikanischer Staaten (CIDH). Weil jedoch erst die Regierung von Präsident Luis Guillermo Solíz (2014-2018), und nun auch Präsident Alvarado aus innenpolitischen Gründen ihre Ankündigungen nicht eingelöst haben, wird der CIDH über den Fall entscheiden, so «El País». Der CIDH hat nach Klagen bereits die Zulassung künstlicher Befruchtung und der Homo-Ehe angeordnet. (bb)