Zahl der Genehmigungen für Sozialhilfe in Brasilien stark zurückgegangen
Die Regierung von Brasiliens Präsidenten Jair Bolsonaro verwehrt armen Familien den Zugang zum staatlichen Sozialprogramm "Bolsa Familia" (PBF). Seit sechs Monaten ist die Zahl der Antragsgenehmigungen stark zurückgegangen, berichtet die Tageszeitung "O Globo" am Montag. Wurde von Januar 2018 bis Mai 2019 in ganz Brasilien jeden Monat im Schnitt 260.000 Antragstellern die Sozialhilfe gewährt, seien die Bewilligungszahlen auf unter 10.000 Fälle gesunken. Rund eine halbe Million Familien warten demnach amtlichen Angaben zufolge auf die staatlichen Hilfen. Angaben des zuständigen Ministeriums zufolge würden das Armutsbekämpfungsprogramm "nach Abschluss von Studien zur Neugestaltung von Bolsa Familia" wieder normal laufen.
Manche Regionen trifft es besonders hart. "Seit Mai wurde niemandem mehr die Aufnahme gewährt", sagt etwa Delmiro Augusto Oliveira Filha, Leiter des PBF der 18. 000 Einwohner Gemeinde Inhapi im Atlantik-Bundesstaat Alagoas. Dort habe es derartige Verzögerungen in der Vergangenheit öfters gegeben, beispielsweise wegen Aktualisierung von Personenregistern. "Was neu ist, dass die Tür für neue Antragsteller geschlossen wurde", kritisiert Oliveira den Aufnahmestopp für seine Gemeinde. Die Lage sei im gesamten Bundesstaat ähnlich, berichtet die Tageszeitung "El País" über die Beschwerden anderer Gemeinden.
Berechnungen von "El País" zufolge liegt die Zahl der anspruchsberechtigten Familien mit 1,7 Millionen Haushalten weitaus höher als eine halbe Million. Als Senator hatte sich Präsident Bolsonaro regelmäßig gegen das Sozialprogramm, das Ex-Präsident Lula da Silva 2003 eingeführt hatte, ausgesprochen. (bb)