Bischöfliche Aktion Adveniat e.V.
Peru |

"Wir brauchen eine Umkehr - und zwar schnell"

Gilberto Alfredo Vizcarra Mori zu Besuch im Awajún-Dorf Tsag Entsa in der Region Chiriaco in Peru. Foto: Adveniat/Escher
Gilberto Alfredo Vizcarra Mori zu Besuch im Awajún-Dorf Tsag Entsa in der Region Chiriaco in Peru. Foto: Adveniat/Escher

KNA: Herr Bischof, mit welchen Problemen haben die indigenen Völker Perus zu kämpfen?

Vizcarra: Die Wunden, die das Massaker von Bagua im Jahr 2009 geschlagen hat, sind immer noch nicht verheilt. Damals errichteten einige Indigene aus dem Volk der Awajun eine aufsehenerregende Straßensperre. Sie protestierten gemeinsam mit anderen Gruppen gegen das Vorgehen der Regierung, die Minen- und Ölunternehmen erlaubt hatte, auf indigenem Territorium nach Gold zu suchen und nach Erdöl zu bohren. Am Ende ließ die Regierung die Blockade von der Polizei stürmen, 33 Menschen kamen ums Leben.

Welche Konsequenzen hatte dieser Vorfall?

Bis heute ist der "Baguazo" ein nationales Trauma. Vor Gericht gestellt hat man aber nur Indigene und Mestizen. Und obwohl die Nachfolgeregierung ein Gesetz erlassen hat, das den Ureinwohnern mehr Mitsprache beim Abbau von Bodenschätzen einräumt, ist ihr Lebensraum nach wie vor bedroht. Zurzeit gibt es etwa Konflikte zwischen den Awajun und dem Bergbaukonzern Afrodita.

Was tut die Kirche, um die indigene Bevölkerung zu unterstützen?

Die Kirche setzt sich auf vielfältige Weise für den Schutz der Menschenrechte ein. Im Fall "Baguazo" haben wir Geld gesammelt, damit die Betroffenen alle wichtigen Anhörungen vor Gericht wahrnehmen konnten. So konnten wir dazu beitragen, dass die mehr als 50 Angeklagten in diesem Jahr endlich freigesprochen wurden.

Gibt es auch Projekte, mit denen Sie den Indigenen im Alltag zur Seite stehen?

Wir bieten ihnen verschiedene Bildungs- und Ausbildungsmöglichkeiten an - zum Beispiel gibt es im Vikariat zwei große Internate. Darüber hinaus haben wir 300 Katecheten, die in den Gemeinden der Indigenen aktiv sind. Unser Ziel ist es, sie zu begleiten, ihnen Wege aufzuzeigen, wie sie im Einklang mit der modernen Zivilisation leben und zugleich ihre Identität bewahren können.

Welche Rolle spielt das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat bei Ihrer Arbeit?

Die Zusammenarbeit ist für uns extrem wichtig. Ohne die Unterstützung aus Deutschland wären viele unserer Hilfsprojekte gar nicht möglich.

Nun gibt es in Deutschland eine Vielzahl von Spendenaktionen zur Weihnachtszeit. Warum geht das Schicksal der indigenen Völker im Amazonasgebiet auch die Menschen in Europa etwas an?

Der Papst sagt, alles hänge miteinander zusammen. Er lädt uns damit ein, eine globale Sicht auf die Dinge zu entwickeln. Nicht für ökonomische Zwecke, sondern im Sinne einer gemeinsamen Sorge um die Erde, die unser aller Zuhause ist. Denn was ich hier tue, wirkt sich auch anderswo aus. Konkret heißt das: Die rücksichtlose Ausbeutung von Naturschätzen, die wir im Amazonasgebiet erleben, hat ihren Ursprung nicht zuletzt in den Konsumgesellschaften der Ersten Welt. Ein Beispiel: 80 Prozent des Holzeinschlags in Peru sind illegal. Ein Teil der Ware gelangt auch nach Europa.

Sie haben vor Ihrer Ernennung zum Apostolischen Vikar 17 Jahre lang in den Wüstenregionen des Tschad gearbeitet. Sind die Probleme Afrikas vergleichbar mit denen in Lateinamerika?

Ja. Die Ausbeutung der Rohstoffe wie Gold, Diamanten, Erdöl oder seltene Erden führt in Afrika wie in Lateinamerika zu verheerenden Konflikten. Das zugrundeliegende System ist dasselbe. Dieses System des Profitstrebens um jeden Preis ist nicht länger hinnehmbar. Wir brauchen eine Umkehr - und zwar schnell. Das lehrt uns Papst Franziskus.

Quelle: KNA, Interview: Alexander Pitz

Unter dem Motto "Schützt unser gemeinsames Haus" stellt Adveniat die bedrohte Schöpfung und die bedrohten Völker des Amazonas-Gebiets ins Zentrum seiner Weihnachtsaktion. Weitere Informationen zum Thema, Info- und Bildungsmaterial sowie Mitmachaktionen finden Sie hier: http://www.adveniat.de/aktionen-kampagnen

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