WikiLeaks: Geheimberichte zu Lateinamerika
Unter den auf der Internetplattform WikiLeaks veröffentlichten Dokumenten des Außenministeriums der Vereinigten Staaten sind seit Sonntag erste Berichte von US-Diplomaten aus ausgewählten lateinamerikanischen Ländern einzusehen. In den kommenden Wochen sollen insgesamt 251.287 Geheimberichte veröffentlicht werden.
Honduras: „Konspiration“
Ein vertraulicher Bericht der US-Botschaft in der Hauptstadt von Honduras Tegucigalpa vom 24. Juli 2009 dokumentiert die Analyse des Pentagons, bei der Entmachtung des ins Ausland deportierten Präsidenten Manuel Zelaya einen Monat zuvor habe es sich um eine »Konspiration der Militärs, des Obersten Gerichts und des Nationalkongresses« gegen den demokratisch gewählten Staatschef gehandelt.
Brasilien: „Auge auf arabische Einwanderer“
Ein Report aus Brasilien vom Januar 2008 von US-Botschafter Clifford Sobel belegt die Zusammenarbeit brasilianischer Behörden im »Kampf gegen den Terror«. Auf die Gemeinschaft arabischer Einwanderer vor allem im Ballungsraum Sao Paulo und im Dreiländereck Paraguay, Brasilien und Argentinien gelte es »ein Auge zu werfen«. Die Bundespolizei verhafte »Individuen mit Verbindungen zum Terrorismus«, verurteile sie aber durch »Nicht-Terror-bezogene Anklagen, um die Aufmerksamkeit der Medien und höherer Regierungskreise nicht zu erregen«, so Botschafter Sobel. Brasilia streitet Anti-Terror-Maßnahmen seit jeher ab.
Vatikan: „Papst aus Lateinamerika?“
Laut Angaben von Radio Vatikan war auch die letzte Papstwahl Gegenstand der US-Diplomatie. 2005 habe man »angesichts der hohen Zahl der Katholiken« in Lateinamerika mit einem ersten Papst vom Kontinent gerechnet. Die Entscheidung der Kardinäle für den Deutschen Joseph Ratzinger sei eine »Überraschung für viele« und ein »Schock« gewesen, so die am Montag zitierten Geheimpapiere.
Zu Wikileaks:
Nach eigenen Angaben werden von der durch internationale Menschenrechtsgruppen gegründeten Initiative »geheime, zensierte oder auf sonstige Weise in ihrer Veröffentlichung beschränkte Dokumente, die von politischem, diplomatischem oder ethischem Interesse sind« veröffentlicht.
Das US-Magazin Time Magazine nennt WikiLeaks »das bald wichtigste journalistische Instrument seit dem Freedom of Information Act«, das US-Bürgern seit 1986 den Zugang zu Dokumenten der Regierung der Vereinigten Staaten ermöglicht.
Nach eigenen Angaben war die Webseite wenige Stunden vor der angekündigten Veröffentlichung am Sonntag Opfer einer Hacker-Attacke. (bb)