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Wie schön ist Panama?

Panama-Stadt profitiert vom wirtschaftlichen Aufschwung des Landes, bei den Armen kommt davon wenig an. Foto: Christian Córdova, CC BY 2.0
Panama-Stadt profitiert vom wirtschaftlichen Aufschwung des Landes, bei den Armen kommt davon wenig an. Foto: Christian Córdova, CC BY 2.0

"Wir haben da eine Idee, wie ihr auch Geld in Panama investieren könnt...", postet jetzt "Brot für die Welt" auf Facebook und verwies auf ein soziales Projekt, dass der Landbevölkerung helfen soll, sich selbst zu versorgen. "Nachbarschaftshilfe statt Briefkastenfirma", lautet der Slogan. Neben der evangelischen Organisation macht auch das katholische Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat angesichts des Wirbels um die "Panama-Papiere" auf eine hohe Ungleichheit in dem mittelamerikanischen Land aufmerksam.

"Trotz einer positiven wirtschaftlichen Entwicklung in den letzten Jahren profitieren die benachteiligten Bevölkerungsschichten nicht vom Aufschwung", so die Mittelamerika-Referentin von Adveniat, Ines Klissenbauer. Das betreffe besonders die indigene Bevölkerung, die acht Prozent der vier Millionen Menschen in Panama ausmache.

Die kritische Berichterstattung über den Finanzplatz Panama habe mit dem Schicksal dieser Gruppe nichts zu tun, sagt Klissenbauer. "So traurig es klingt: Sie spüren noch nicht mal einen negativen Trend." Bei den indigenen Einwohnern geht der Kampf ums tägliche Auskommen weiter - ob mit oder ohne die "Panama-Papiere". Rund 96 Prozent von ihnen leben in Armut - ähnlich wie ein Großteil der schwarzen Bevölkerung, die rund 14 Prozent der Panamaer ausmacht.

Reichtum in der Stadt - Armut auf dem Land

Groß sind vor allem die Gegensätze zwischen Stadt und Land. In Panama-Stadt, auch "Klein-Manhattan" genannt, eröffneten Politiker 2014 stolz die erste U-Bahn Mittelamerikas. Aber in entlegenen Gebieten auf dem Land erreicht man die indigene Bevölkerung oft nur über den Flussweg. "Die medizinische Versorgung ist in Panama-Stadt gut, aber auf dem Land nur rudimentär vorhanden", sagt Klissenbauer.

Ein weiteres Problem ist die grassierende Korruption. Immerhin gäben die jüngsten Entwicklungen Anlass zur Hoffnung, so die Expertin von Adveniat. "Im Vergleich zur Vorgängerregierung tritt Präsident Juan Carlos Varela den Minderheiten gegenüber vermittelnder auf." So sei im vergangenen Jahr ein Abkommen zwischen Regierung und Indigenen unterzeichnet worden, mit dem negative Auswirkungen auf Dörfer durch den Bau eines Wasserkraftwerkes ausgeschlossen werden sollen.

Präsident Varela fürchtet Image-Schaden

Dennoch sitzt die Bevölkerung Klissenbauer zufolge immer wieder am kürzeren Hebel. "Sie muss sich ihr Recht meist gegenüber den Behörden einklagen." Im Zuge der Debatte um die "Panama-Papiere" fürchtet Präsident Varela einen Imageschaden für sein Land. "Wir sind ein ehrbares und fleißiges Volk", sagte er Medienberichten zufolge. Er ist wie viele seiner Mitbürger der Meinung, dass die Papiere eigentlich nach der Kanzlei Mossack Fonseca benannt werden müssten - und nicht nach dem Land, in dem die Anwälte daran arbeiten, das Vermögen der Superreichen mit allerlei Tricks zu vermehren.

Auch der Finanzexperte von Misereor, Klaus Schilder, nimmt ein wenig den Druck vom Kanal-Land: "Es ist jetzt zufällig Panama." Genau dieselben Transaktionen gebe es in jede Karibikinsel und in andere bekannte Steueroasen. Der katholische Sozialethiker Peter Schallenberg erklärt unterdessen, dass die Briefkastenfirmen an sich noch nicht moralisch verwerflich seien. Das Problem stelle sich erst, wenn diese zu Zwecken der Steuerhinterziehung genutzt würden, so der Leiter der Katholischen Sozialwissenschaftlichen Zentralstelle Mönchengladbach (KSZ) in einem Bericht von Radio Vatikan. Hierzu dürfe der Staat keine Anreize schaffen.

Die katholische Pax-Bank hält fest, dass mit Blick auf die Armut und Bedürftigkeit in der Welt ein bitterer Beigeschmack bei dieser Art von Finanzgeschäften bleibe. Egal, "ob es sich um Straftatbestände wie Steuerhinterziehung oder Geldwäsche oder nur um ein unmoralisches, aber immerhin legales Angebot multinational vernetzter Finanzkonglomerate handelt". Die Enthüllung der "Panama-Papiere" mache deutlich, "wie sich auf Profit gerichtete Finanznetzwerke gegen das Allgemeinwohl richten können".

So oder so: Es steht zu vermuten, dass ein Bruchteil des von den Anlegern auf die Seite geschafften Vermögens helfen könnte, um Panama auch für viele ganz gewöhnliche Einwohner des Steuerparadieses zu einem wahrhaft lebenswerten Ort zu machen.

Quelle: KNA, Autor: Rainer Nolte, Foto: Christian Córdova, CC BY 2.0

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