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Chile |

Wasser, Landschaft und die blutige Vergangenheit

Foto: realfiction
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Gletscher, Fjorde und vom Sturm niedergedrückte Bäume: Patagonien, die südlichste Provinz Chiles, ist eine von Wasser, Wind und eisiger Kälte geprägte Landschaft. Und sie ist ein echter Gegenpol zur trockenen Atacama-Wüste im Norden des Landes, der Patricio Guzman 2010 seinen Film "Nostalgia de la luz" widmete. "Der Permuttknopf" ist jetzt der zweite Teil einer Trilogie, mit der der 74-jährige Regisseur die grausame Geschichte seiner Heimat im Spiegel der Schönheit ihrer Landschaften erzählen will.

Wo es in "Nostalgia de la luz" um die Wüste und den Blick in den Sternenhimmel ging, steht nun das Element Wasser im Vordergrund. Chile verfügt über eine 4.300 Kilometer lange Küstenlinie. Das Wasser hat das Land geprägt, aber auch isoliert. Es schafft Geborgenheit, wenn der Regen auf das Zinkdach prasselt. Es ist aber auch bedrohlich: Guzmans Schulfreund, so eine Kindheitserinnerung, ertrank im Ozean.

Der Film spiegelt die Zeitlosigkeit Patagoniens, seine raue, fast unwirkliche Landschaft. Doch der filmische Landschaftsessay ist auch eine Zeitreise, denn die Geschichte menschlicher Grausamkeit hat ihre Spuren in der Natur hinterlassen. Für die Ureinwohner der Region definierte das Wasser die kosmischen Grenzen; manche glaubten, sie würden nach ihrem Tod zu Sternen werden. Die ersten Bewohner kamen vor 10.000 Jahren; sie lebten trotz der extremen Wetter- und Temperaturverhältnisse.

Perlmuttknopf als Preis für einen Indigenen

1883 tauchten die ersten Siedler auf: Goldsucher und katholische Missionare, die den indigenen Kulturen ihren Glauben, die Sterne und die Kanus nahmen. Für jeden getöteten Indio wurde Geld bezahlt; und wer überlebte, fiel mit hoher Wahrscheinlichkeit Unterernährung oder Alkoholismus zum Opfer. Heute gibt es nur noch eine Handvoll Ureinwohner.

Das grausame Zusammentreffen der Kulturen verdeutlicht jene Episode, die dem Film den Namen gab: Denn ein Perlmuttknopf war der Preis, den der britische Kapitän Fitz-Roy für einen jungen Indigenen zahlte, den er mit nach London nahm. Der Indígena, der nach diesem Knopf Jemmy Botton genannt wurde, machte eine Reise von der Steinzeit in die Gegenwart und wieder zurück in ein Patagonien, in dem er sich nie mehr zurechtfand.

Historische Fotografien aus St. Augustin

Guzman arbeitet erneut mit beeindruckenden Natur- und Landschaftsbildern, auch mit alten Schwarz-Weiß-Fotografien aus dem Anthropos-Institut der Steyler Missionare in Sankt Augustin bei Bonn. Ohne diese Bilder, sagt der Filmemacher, ohne das visuelle Erbe der indigenen Kulturen Patagoniens hätte er den Film nicht machen können.

"Viele Jahrhunderte lang", so hört man Guzmans angenehme Stimme aus dem Off, "war Chile ein von Wenigen beherrschtes Land. Die Revolution von Salvador Allende änderte vieles. Er gab den Indigenen ihr Land zurück. Doch all das mündete in einem Putsch, finanziert durch die USA." Zu den Bildern geborstener Baumstämme rekapituliert der Film die Diktatur mit ihren 800 geheimen Gefängnissen und 3.500 Folterern.

Die Militärdiktatur - ein dunkles Kapitel in der Geschichte

Dazwischen kommt Guzmans sehenswerter historisch-politischer Diskurs immer wieder auf die Landschaft zurück: auf die Dawson-Insel in Patagonien, wo viele Ureinwohner bei der katholischen Mission starben. Unter Pinochet errichtete man hier eine Art KZ für die Minister der Allende-Regierung; andere Regime-Gegner wurden tot oder lebendig aus dem Flugzeug ins Meer geworfen; die Zahlen schwanken zwischen 1.400 und 1.900.

Die Opfer wurden an Schienen aus schwerem Stahl gebunden, um sie für immer in den kalten Gewässern verschwinden zu lassen. Heute wird nach ihren Überresten gesucht; meist findet man nur noch muschelüberwucherte Eisenstücke, an einem von ihnen aber hängt ein weißer Knopf, der zugleich an den Genozid erinnert, die Vernichtung der indigenen Kulturen in Patagonien.

Quelle: KNA, Autor: Wolfgang Hamdorf

"Der Perlmuttknopf" kommt am 10. Dezember bundesweit ins Kino; der Film wird in der spanischen Originalfassung mit deutschen Untertiteln gezeigt.
Premiere in Anwesenheit des Regisseurs ist in Köln am 8.12.2015, 20 Uhr, Weisshaus Kino. Weitere Vorführungstermine

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