Wahlen sind Teil der Lösung der Staatskrise in Honduras
Tegucigalpa. Drei Fragen an den Gewinner der Präsidentschaftswahl in Honduras, den Konservativen Porfirio Lobo.
Was ist aus Ihrer Sicht demokratisch korrekt: dass Ihnen im Januar der gestürzte Präsident Manuel Zelaya das Amt übergibt oder Putschpräsident Roberto Micheletti?
Streng genommen ist das nicht mein Problem. Ich bin von der oppositionellen Nationalen Partei, die beiden Streithähne Micheletti und Zelaya gehören der Liberalen Partei an.Beide haben aber ein Kompromisspapier unterzeichnet und darin vereinbart, dass sie sich dem Kongress unterwerfen, der am 2. Dezember über die Wiedereinsetzung von Zelaya beraten wird. Ich werde mich dem Votum des Kongresses beugen.
Einige Länder haben bereits angekündigt, dass sie diese Wahl auf keinen Fall anerkennen werden. Wie werden Sie das handhaben?
Da gibt es ein Missverständnis, denn die Wahlen wurden schon lange vor dem Sturz Zelayas anberaumt, und es handelt sich um einen Prozess, der nicht von der Regierung, sondern vom Wahlgericht und den Parteien organisiert wird. Uns interessiert es sehr, zur internationalen Gemeinschaft wieder gute Beziehungen zu unterhalten und dass die eingefrorene Entwicklungshilfe wieder freigegeben wird. Wir sind schon mit einigen Ländern in Kontakt, wie wir die Situation entspannen können. Letztendlich wird kein Land Honduras die Möglichkeit absprechen können, mittels Wahlen über seine Zukunft zu unterscheiden. Die Wahlen sind nicht Teil des Problems, sondern Teil der Lösung.
Welches werden Ihre ersten Massnahmen sein, wie wollen Sie das polarisierte Land aussöhnen und werden Sie die Verfassung ändern, so wie es Zelaya und seine Anhänger fordern?
Ich will in die Zukunft schauen und nicht mit der Vergangenheit hadern. Im Dezember werde ich mich mit Vertretern aller wichtigen Kräfte des Landes an einen Tisch setzen und einen grossen nationalen Dialog organisieren. Auch mit Zelaya. Dabei wird ein Konsensvorschlag ausgearbeitet, der dann die Grundlage meiner Regierung sein wird. Ich bin der Meinung, dass die Verfassung geändert werden muss, aber das ist nicht prioritär. Wichtiger ist, Honduras wieder in die internationale Gemeinschaft einzugliedern und die Wirtschaftskrise und die Kriminalität zu bekämpfen.
Autorin: Sandra Weiss