USA soll mutmaßlichen Mörder von Victor Jara ausliefern
Der Oberste Gerichtshof Chiles hat einen an die USA gerichteten Antrag ratifiziert, der die Auslieferung des ehemaligen Offiziers Pedro Pablo Barrientos fordert. Barrientos werden Folter sowie die nachfolgende Ermordung des Sängers Victor Jara im September 1973 zur Last gelegt. Den Ex-Militär, der sich derzeit vermeintlich im US-Bundesstaat Florida aufhält, könnte eine hohe Haftstrafe erwarten.
Die Zweite Strafkammer des Gerichtshofes votierte einstimmig für eine Ratifizierung des Auslieferungsgesuchs. Im Urteil des Gerichts wird betont, dass Barrientos „die Autorenschaft des Mordes an der Person von Víctor Lidio Jara Martínez am 16. September 1973 zur Last gelegt wird“. Von der Erstinstanz berücksichtigte Indizien würden zudem in ausreichendem Maße bestätigen, „dass der Gesuchte an den in der Sache untersachten Ereignissen beteiligt gewesen ist“, heißt es im Urteil des Gerichtshofes.
Rekonstruktion eines Verbrechens
Dem Urteil vom 30. Januar zufolge wurde Jara nur wenige Stunden nach dem von Augusto Pinochet angeführten Putsch an der Staatlichen Technischen Universität, wo er als Dozent arbeitete, festgenommen. Er sei darauf hin zum Estadio Chile gebracht und dort gefoltert worden. Am 16. September wurde Jara laut Autopsiebericht mit 44 Schüssen getötet.
Als Mitschuldige an diesem Mord Mord sind Anfang dieses Jahres bereits die ehemaligen Militärs Roberto Souper Onfray, Raúl Jofré González, Edwin Dimter Bianchi, Nelson Hasse Mazzei, Luis Bethke Wulf und Jorge Smith Gumucio Anfang angeklagt worden. Bis heute ist der Mord an Jara straflos geblieben. Der richterliche Spruch ordnete den Mord als „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ ein, wodurch eine Verjährung der Straftat ausgeschlossen ist.
Der Fall der Ermordung Jaras wurde vor knapp fünf Jahren wieder geöffnet. Im Jahr 2008 hatte die Familie des Verstorbenen 40 neue Beweisstücke präsentiert, die zur Aufklärung des Mordes beitrugen. (bh)