US-Präsident kündigt Kurswechsel in Kuba-Politik an
Schon die Kulisse der Rede von US-Präsident Donald Trump in Miami sprach Bände. Das "Manuel Artime Theater" im Herzen "Little Havannas" trägt den Namen eines Erzfeindes von Kubas "Maximo Lider" Fidel Castro. Artime hatte 1961 als Führer der "Brigade 2506" an der gescheiterten Invasion der Schweinebucht teilgenommen. "Mit sofortiger Wirkung kündige ich den komplett einseitigen Deal der letzten Regierung mit Kuba auf", polterte Präsident Trump am Freitag, 16. Juni 2017 (Ortszeit), in gewohnt markiger Manier vor einer Gruppe eingefleischter Castro-Gegner. Und verkündete damit verbal so etwas wie die Rückkehr in den Kalten Krieg.
Am Wochenende wiesen Analysten dann darauf hin, dass Trumps Taten weit hinter dem zurückbleiben, was sich der schrumpfende Kreis an Hardlinern in der exil-kubanischen Gemeinde gewünscht hätte. So bleiben die Botschaften geöffnet, die Direktflüge erhalten und Geschäftsbeziehungen möglich. Eine sichtbare Veränderung ist das Ende für Erleichterungen im Individual-Tourismus, die Barack Obama durch einen Präsidentenerlass trotz des weiterhin bestehenden Embargos ermöglicht hatte. Künftig werden US-Amerikaner, die Kuba besuchen wollen, wieder die Dienste eines Reiseveranstalters in Anspruch nehmen müssen.
Und dennoch: Die markigen Worte Trumps könnten sich atmosphärisch verheerend für das Klima zwischen den beiden Ländern auswirken. Sie hatten sich in den vergangenen Jahren vorsichtig aneinander herangetastet. Die Erzfeinde hatten nach mehr als 50-jähriger Eiszeit ihre Botschaften wieder geöffnet. Dank des Dialogs zwischen Barack Obama und Raoul Castro lebten auch Tourismus, Handel und der Austausch in Medizin und Wissenschaft auf. So half der US-Konzern Google mit der "Connect-Cuba"-Initiative, den Inselstaat aus der digitalen Steinzeit zu holen. Investoren trugen zur Ausweitung der Übernachtungskapazitäten auf Kuba bei; Farmer aus dem Mittleren Westen können leichter Agrarprodukte exportieren.
Kubaner setzen auf Annäherung
Und auch Raul Castro, der noch bis 2018 im Amt des kubanischen Präsidenten bleiben will, hatte nach Trumps Wahl betont, er strebe mit der neuen Regierung einen "respektvollen Dialog und eine Zusammenarbeit zu Themen von gemeinsamem Interesse" an. Die Basis dafür ist nach der Rede des US-Präsidenten in Miami schmaler geworden - ungeachtet der Tatsache, dass im Gegensatz zur älteren Generation der Exilanten jüngere Kubaner mehrheitlich eine Politik befürworten, die auf Wandel durch Annäherung setzt.
Quelle: KNA, Autor: Bernd Tenhage.