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Mexiko, USA |

"Unamerikanisch, unbiblisch und unmenschlich"

Grenzzaun zwischen Mexiko und den USA. Foto: Adveniat/Pohl.
Grenzzaun zwischen Mexiko und den USA. Foto: Adveniat/Pohl.

New Yorks Kardinal Timothy M. Dolan war außer sich und postete die Blog-Nachricht: "Das ist unamerikanisch, unbiblisch und unmenschlich!"

Gerade hatte ein Fernsehbericht gezeigt, wie eine Menschenmenge im kalifornischen Murrieta an der Grenze zu Mexiko mit Schildern "Go home" gegen die Unterbringung hispanischer Flüchtlingskinder in Notunterkünften protestierte. Es handelte sich um Kinder, die alleine oder nur von ihren Müttern begleitet über die Grenze gekommen waren. Die Polizei griff nicht schützend ein.

Zahl der Kinderflüchtlinge steigt

Der bisherige Höhepunkt in einer Reihe ähnlicher Vorgänge, über die in den Vereinigten Staaten eine heftige öffentliche Diskussion entbrannt ist. Seit Ende 2013 wächst der Strom von Kinderflüchtlingen aus Mexiko und anderen mittelamerikanischen Staaten unerwartet und nähert sich der Marke von 100.000. Diesem Ansturm sind sowohl die Grenzkontrollorgane als auch die staatlichen und privaten Auffangstationen nicht mehr gewachsen. Da Regierung und Kongress seit mehr als einem Jahrzehnt aufgrund politischer Machtkämpfe zerstritten sind und sich nicht auf eine menschenwürdige gesetzliche Lösung für die inzwischen mehr als 11 Millionen illegalen Einwanderer verständigen konnten, kulminierte das Problem in diesem Sommer.

Demokraten und Republikaner uneins

Während Präsident Barack Obama umgerechnet 2,75 Milliarden Euro als Soforthilfe für Unterbringung und Erstversorgung der Flüchtlingskinder vom Kongress fordert, wollen die Republikaner Gelder nur für den Rücktransport der Flüchtlingskinder freigeben. Da die USA Asyl nur bei politischer Verfolgung und Lebensbedrohung gewähren, wurden bereits Zehntausende Kinder zurück in ihre Heimatländer transportiert. Der Leiter des Migrationsbüros der Katholischen Bischofskonferenz (USCCB), Kevin Appleby, beklagt, dass Amerika andere Länder aufruft, Menschenrechte durchzusetzen, aber im eigenen Land nicht wisse, wie man der Not der hispanischen Flüchtlinge begegnen könne.

Zahlreiche katholische Bischöfe und Vertreter anderer christlichen Religionsgemeinschaften versuchen, mit Eigeninitiativen und Appellen an die Politiker in Washington und in den grenznahen Bundesstaaten in drei Richtungen Soforthilfe zu leisten: Erstunterbringung und Betreuung der Flüchtlingskinder; Erteilung von begrenzten Aufenthaltsgenehmigungen statt Rücktransporte und Bekämpfung der Fluchtursachen.

"Welcome Center" der Caritas

Die Caritas hat im südlichen Grenzgebiet sieben "Welcome Center" für Kinder eingerichtet, die alleine oder mit ihren Müttern kommen. Bischöfe in Kalifornien, Texas, Arizona sowie in Diözesen mit starkem katholischen Bevölkerungsanteil an der Ostküste und im Mittleren Westen haben Unterkünfte für Kinder bereitgestellt oder Aufnahme in Betreuer-Familien organisiert. Chicagos Kardinal Francis E. George hat Rechtsanwälte gebeten, freiwillig vor Gerichten das Bleiberecht für Flüchtlingskinder zu erkämpfen.

Bischof Anthony B. Taylor von Little Rock/Arkansas, Mitglied der USCCB-Migrationskommission, erklärte, die Aufnahme und der Umgang mit den Zuwanderern müssten auch eine Aufgabe der Lebensschutzbewegung sein. Die Kinder, die über die Grenze kämen, seien keine Flüchtlinge im üblichen Sinne. Sie kämen aus purer Existenznot. Bischof Gerald F. Kicanas von Tucson/Arizona hat alle Amerikaner aufgerufen, die Einwandererkinder "wie Geschwister" aufzunehmen.

"USA tragen Mitverantwortung"

Nach einer Reise durch die mittelamerikanischen Staaten hat der Vorsitzende der USCCB-Kommission für Internationales Recht und Frieden, Bischof Richard E. Pates (Des Moines/Iowa), Außenminister John F. Kerry aufgefordert, auf internationaler Ebene die Ursachen für die Flüchtlingsströme anzugehen. Als Gründe nannte er die Aktivitäten der Drogen- und Waffenhändler sowie die ungerechten wirtschaftlichen Strukturen in vielen südamerikanischen Ländern, die der Masse ihrer Bürger und vor allem der Jugend keine menschenwürdigen Lebensperspektiven eröffneten.

Washington könne das Schicksal der Kindermigranten nicht trennen von der Situation in den Herkunftsländern, so Pates. Die dortige Lage habe ihre Ursachen auch in der US-Außen- und Wirtschaftspolitik sowie im Agieren nordamerikanischer Konzerne.

 

Quelle: KNA, Autor: Ferdinand Oertel

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