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Ecuador |

Umstrittener Energiedeal mit China

Gemeinsam mit China will Ecuador ein Wasserkraftwerk am Rande des Amazonas‐Urwalds bauen. Das in Kreditabkommen mit der Volksrepublik über rund 1,7 Milliarden Dollar stößt in dem südamerikanischen Land jedoch auf vehementen Widerstand.

China hat sich dazu verpflichtet 85 Prozent des rund zwei Milliarden Dollar teuren Projekts ´Coca Codo Sinclair´ zu finanzieren. Ecuador übernimmt den verbleibenden Anteil von 15 Prozent. Laut der Regierung in Quito wird das staatliche chinesische Bauunternehmen ´Sinohydro Corporation´ im Juli mit den Arbeiten beginnen.

Ecuador muss nun binnen sechs Monaten 300 Millionen Dollar aufbringen. Der Kraftwerksbau ist somit das kostspieligste Infrastrukturprojekt, das der Staat jemals in Angriff genommen hat. Das Darlehen der chinesischen Import‐Exportbank (Eximbank) zu einem Zinssatz von 6,9 Prozent läuft über einen Zeitraum von 15 Jahren. Der neue Minister für strategische Bereiche, Jorge Glas, sprach von dem bisher größten Kredit, den China im Pazifikraum vergeben hat.

Nach Informationen beider Regierungen will Eximbank außerdem ein weiteres Energieprojekt – den Bau des ´Sopladora´‐Kraftwerks im Südosten des Landes – mit einem Kredit über 600 Millionen finanzieren. Die Bauarbeiten soll wieder eine chinesische Firma übernehmen. Sollte sich dieses Vorhaben konkretisieren, würde China fast 60 Prozent aller im Bau befindlichen staatlichen Energieprojekte in Ecuador ermöglichen.

Nach Angaben von Glas soll das Projekt Coca Codo Sinclair bis 2016 abgeschlossen sein. Vorgesehen ist, dass das Kraftwerk 35 Prozent des im Land benötigten Stroms liefert. Der ecuadorianische Staat kann damit seine Subventionen für Energieträger wie Diesel kürzen, die sich zurzeit auf mehr als eine Milliarde Dollar belaufen. Außerdem bräuchte kein Strom mehr aus Nachbarländern wie Kolumbien und Peru importiert werden.

Die Regierung von Präsident Rafael Correa gibt die installierte Gesamtleistung des geplanten Kraftwerkes mit 1.500 Megawatt an. Experten wie der Ingenieur Jesús Játiva hingegen berufen sich auf einen ecuadorianische Behörde, die das Potenzial für Stromerzeugung in dem Gebiet auf 859 Megawatt geschätzt hatte. Die Machbarkeitsstudie einer italienischen Firma, auf die sich die Regierung berufe, enthalte keine hydrologischen Untersuchungen, kritisierte der Wissenschaftler weiter. Die Berechnungen seien rein theoretisch, sagte er. Um eine geplante Einsparung fossiler Brennstoffe im Umfang von 153 Millionen Dollar zwischen 2016 und 2020 realistisch erscheinen zu lassen, werde die installierte Leistung des Kraftwerks einfach heraufgesetzt. Das wäre so, als könne der Pegel des Coca‐Flusses per Dekret erhöht werden, empörte sich der Experte. Woher die zusätzlichen 36.000 Liter pro Sekunde kommen sollten, sei völlig schleierhaft. Auf das ökologische Gleichgewicht der Flusslandschaft werde ebenfalls keine Rücksicht genommen.

Der Umweltschützer und Unternehmer Roque Sevilla erklärte, es sei vernünftiger, die Leistung eines Kraftwerks nicht nach dem Wasserstand in der Regenzeit auszurichten. Schließlich könnten die Kapazitäten einer solchen Anlage nicht voll ausgenutzt werden, wenn die Flüsse den Rest des Jahres weniger Wasser führten. Sevillas Kritik erinnert daran, dass Ecuador in der letzten Zeit anhaltende Dürren erlebt hat, die im vergangenen Herbst und Winter zu erheblichen Stromrationierungen führten. Auch Játiva warnte davor, dass die schwankenden Pegelstände des Coca dem "überdimensionierten Projekt" keine kontinuierliche Wasserzufuhr im geplanten Umfang garantieren könnten.

Die ökonomin María de la Paz Vela kritisierte die Konditionen, zu denen China das Darlehen an Ecuador vergibt. "Für Infrastrukturprojekte können multilaterale Organisationen Fristen bis zu 20 Jahren und Zinssätze zwischen vier und fünf Prozent anbieten", sagte sie IPS. León Roldós, von 1981 bis 1984 Vizepräsident des Landes, ging sogar so weit, den Kredit als illegal zu bezeichnen. China finanziere ein "schlüsselfertiges" Projekt, ohne dass bereits detaillierte Studien dazu vorlägen, beanstandete er im Interview mit der Zeitung ´El Comercio´. Dies sei nach ecuadorianischem Recht ausdrücklich verboten.
Roldós warf Peking zudem vor, die Kosten zu hoch angesetzt zu haben. Die derzeitige Summe liege um 400 Millionen Dollar als vor zwei Jahren veranschlagt. Glas zufolge sollen die höheren Kosten durch die zu erwartenden Energieeinsparungen ausgeglichen werden. Diese würden Klimazertifikaten im Wert von etwa 100 Millionen Dollar entsprechen.

Autor: Gonzalo Ortiz,: Deutsche Bearbeitung: Corina Kolbe, in: IPS Weltblick

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