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Kolumbien, Venezuela |

Tödliche Flucht aus Venezuela

Die Grenzregion zu Kolumbien wird zu einer gefährlichen Falle für Flüchtlinge aus Venezuela. Linke Guerillagruppen und rechte Paramilitärs verbreiten Gewalt und Tod.

Venezuela Kolumbien Migration Migranten

Venezolaner zeigen am Grenzübergang zu Kolumbien ihre Personalausweise. Foto: Adveniat/Philipp Lichterbeck

In den vergangenen sieben Jahren sind im Grenzgebiet zwischen Kolumbien und Venezuela insgesamt 4.911 Morde gezählt worden. Das geht es aus einem Bericht hervor, den die Stiftung "Frieden und Gerechtigkeit" (Pares) in der kolumbianischen Hauptstadt Bogota vorstellte und aus dem lateinamerikanische Medien am Dienstag, 11. Februar 2020 (Ortszeit), zitierten. Verantwortlich für die Gewalt seien linke Guerillagruppen und rechte paramilitärische Organisationen, heißt es in dem Bericht. Allein zwischen 2017 und 2019 fielen demnach fast 400 Migranten aus Venezuela der Gewalt zum Opfer. Die aktuelle Dynamik führe zu einer Verschärfung der Lage und sei ein Risiko für die Migranten, aber auch für die kolumbianische Bevölkerung in der Region, heißt es.

Die Grenze zwischen den Nachbarländern hat eine Länge von 2.219 Kilometern und ist an vielen Stellen schwer zugänglich oder nicht bewacht. Laut Bericht operieren in der Region insgesamt 28 illegale bewaffnete Gruppen, darunter die marxistische ELN-Guerilla und Reste der linksterroristischen Farc-Guerilla, die den Friedensprozess in Kolumbien und die erfolgte Umbildung der Farc in eine politische Partei ablehnen. Dazu kommen paramilitärische Banden wie der "Clan del Golfo" und "Los Rastrojos".

Die Pares-Studie bestätigt ähnliche Erkenntnisse von Human Rights Watch von Ende Januar. In einer eigenen Untersuchung hatte die Organisation Menschenrechtsverletzungen durch die ELN-Guerilla, die "Patriotischen Kräfte der Nationalen Befreiung" (FPLN) und durch eine Nachfolgegruppe der Farc dokumentiert. Schwere Verbrechen wie Mord, Versklavung, Rekrutierung von Kindern und Vergewaltigung seien oft Teil der Strategie, um das soziale, politische und wirtschaftliche Leben in den Regionen Arauca und Apure zu kontrollieren. In aller Regel blieben die Täter straffrei.

Bewaffnete Gruppen bedrohen die Bevölkerung

"Die Einwohner von Arauca und Apure leben in Angst: Bewaffnete Gruppen rekrutieren Kinder und zwingen den Menschen Regeln auf, bedrohen die Bewohner und bestrafen jene, die sich nicht an diese Regeln halten. Menschen werden sogar ermordet oder zu monatelanger Arbeit auf den Feldern gezwungen", sagte Jose Miguel Vivanco, Leiter der Abteilung Mittel- und Südamerika bei Human Rights Watch. "Die Gruppen operieren auf beiden Seiten der Grenze fast ungestraft, und besonders in Venezuela machen sie bisweilen gemeinsame Sache mit den Sicherheitskräften und den lokalen Behörden."

Zuletzt hatte das kirchliche Hilfswerk Caritas über die katastrophale Lage in Venezuela berichtet. "Es ist bedrückend zu erleben, dass ein Großteil der Venezolaner aus eigener Kraft das Überleben nicht mehr sichern kann", berichtete Caritas-Nothilfe-Koordinator Gernot Ritthaler nach seiner Rückkehr von dort. Die Hyperinflation im Land habe die Mittelschicht zum Verschwinden gebracht; 87 Prozent der Bevölkerung leben laut Befragungen an Caritas-Standorten in Venezuela mittlerweile unter der Armutsgrenze. Die gleichen Erhebungen zeigen, dass nur 31 Prozent der Kinder unter fünf Jahren einen guten Ernährungszustand aufweisen.

4,5 Millionen Menschen sind aus Venezuela geflüchtet

Seit 2015 leiden die Venezolaner unter einer schweren politischen und wirtschaftlichen Krise. Die medizinische Basisinfrastruktur ist weitgehend zusammengebrochen. So haben 70 Prozent der Krankenhäuser keine durchgehende Stromversorgung. Die Versorgungskrise führte dazu, dass 4,5 Millionen Menschen aus dem Land Richtung Kolumbien, Peru, Brasilien und Ecuador geflüchtet sind. Der überwiegende Teil verlässt Venezuela auf dem Landweg über Kolumbien. Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR schätzt, dass bis Ende 2020 mehr als sechs Millionen Venezolaner wegen der katastrophalen Versorgungslage und der staatlichen Repression ihre Heimat verlassen haben könnten.

Quelle: KNA, Autor: Tobias Käufer

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