Südamerika ist ein Kontinent der Kettensägen
Bolsonaros kleine Brüder - Brasiliens aggressive Amazonas-Politik zieht die internationale Kritik wie ein Magnet an. In deren Windschatten holzen derweil auch die Nachbarländer den Regenwald nahezu unbemerkt ab. Und auch die Lust auf einen Joint hierzulande ist verheerend für das Klima.
Unter dem Jubel der Viehzüchter verabschiedet der Präsident ein Dekret, dass die Abholzung in zwei Amazonas-Provinzen erlaubt: eine Autobahn durch einen von indigenen Völkern bedrohten Naturschutzpark und eine Eisenbahnlinie von der Atlantik- bis zur Pazifikküste. Klingt nach Brasiliens rechtspopulistischen Präsidenten Jair Bolsonaro, ist aber der politische Wunsch von Boliviens sozialistischen Präsidenten Evo Morales. Der erste indigene Präsident Boliviens inszeniert sich zwar gerne als Beschützer der „Mutter Erde“, ist aber wenn es um die Bedienung wirtschaftlicher Interessen geht, ebenso wenig zimperlich wie sein brasilianischer Amtskollege.
Vor ein paar Tagen verabschiedete Morales das Dekret Nummer 3973. Es ermöglicht die Abholzung weiterer Waldflächen in den Amazonas-Provinzen Beni und Santa Cruz. Damit soll Platz geschaffen werden für die Viehzucht, Abnehmer des Fleisches sind die Chinesen. „Das ist ein erpresserisches Dekret, dass nur wirtschaftlichen Interessen dient und vergisst, dass die Natur professionell und mit Zuneigung und nicht nur markwirtschaftlich behandelt werden muss“, kommentierte Juan Carlos Ojopi vom Komitee zur Verteidigung des Amazonas die Entscheidung von Morales in den lokalen Medien. Sein Aufschrei geht aber kaum über die Grenzen Boliviens hinaus, zu sehr sind die internationalen Medien mit Bolsonaro beschäftigt. Dabei hat der bolivianische Amazonas laut Amazonas-Netzwerk RAISG im Zeitraum von 2005 bis 2018 bereits 18,7 Millionen Hektar Waldfläche verloren, berichtete die Zeitung „Los Tiempos“.
Drogenkonsum schadet Klima
Laut einer jüngst veröffentlichten Studie der Fachstelle für Suchtprävention im Land Berlin haben 34,5 Prozent von Schülerinnen und Schülern im Alter von 12 bis 20 bereits Marihuana probiert. Für den Regenwald hat der Konsum von Marihuana und Kokain allerdings verheerende Folgen. Allein in Kolumbien stiegt die für den illegalen Koka-Anbau gerodete Fläche im Jahr 2017 auf 49.416 Hektar. Paraguay meldet immer wieder massive Schäden der Wälder durch illegalen Cannabis-Anbau. Nicht nur Flugreisen schaden dem Klima massiv, auch wer sich eine Linie Koks zieht oder einen Joint anzündet, zählt indirekt zu den Mitverursachern der Regenwaldabholzung. „Landesweit betroffen vom Drogenanbau sind 17 der 59 ökologisch geschützten Nationalparks“, berichtet Florian Huber von der Heinrich-Böll-Stiftung in Bogota über die Lage in Kolumbien. Anders ausgedrückt: Kiffen killt das Klima.
Die Liste der Klimafeinde in Südamerika ließe sich bedenkenlos fortführen. Venezuelas Wirtschaftssystem beruht auf nichts anderem als der Förderung und dem Verkauf der fossilen Brennstoffe Öl und Gas, Kubas Kommunisten investieren kräftig in den Aufbau des Massentourismus und in Ecuador erfolgte der Startschuss für eine gigantische Kupfermine von chinesischen Investoren. Das alles aber passiert fast alles, ohne dass der Widerstand dagegen international wahrgenommen wird. Der Rest der Welt schaut nur auf Brasilien. Eine gefährliche Ignoranz, die noch schwerwiegende Folge für das Klima haben kann.