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Chile |

Staat soll sich zu Ausrottung indigenen Volkes bekennen

Feuerland: Körperbemalungen für eine Hain-Zeremonie, bei der das Volk der Selk'nam den Übertritt ins Erwachsenenalter zelebrierte. Originalfoto: M. Gusinde 1923. Foto: marco antonio cortes valencia, CC BY 2.0.
Feuerland: Körperbemalungen für eine Hain-Zeremonie, bei der das Volk der Selk'nam den Übertritt ins Erwachsenenalter zelebrierte. Originalfoto: M. Gusinde 1923. Foto: marco antonio cortes valencia, CC BY 2.0.

Eine Online-Petition fordert den chilenischen Staat dazu auf, die Verantwortung für die Ausrottung der Selk’nam zu übernehmen, die bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts auf Feuerland lebten. Die Kampagnen-Plattform change.org hat sich das Sammeln von 2.500 Unterschriften zum Ziel gesetzt.

Die sterblichen Überreste von deportierten Selk’nam sollen zurückgeführt werden. Es gehe um das Recht der Indigenen, in ihrer Heimat zu ruhen. Chile müsse den Genozid an den Selk’nam anerkennen. Die Unterzeichner fordern die Errichtung eines Mahnmals. Es soll der Opfer der Verbrechen gedenken, die das unabhängige Chile, das selbst Kolonialismus betrieb, beging.

In der Petition wird an die für die Indigenen verhängnisvolle Ankunft der ersten Siedler in Patagonien Ende des 19. Jahrhunderts erinnert. 1885 begannen Chile und Argentinien die Besiedlung von Feuerland. Der Staat sei Kapital-Interessen aus Großbritannien und Deutschland weit entgegen gekommen.

Schafzüchter rissen sich indigenes Land unter den Nagel

Der Online-Initiative war bereits ein offener Brief von Intellektuellen - mehrheitlich Historiker - vorausgegangen, der das gleiche Anliegen verfolgt. Die Selk’nam führten in Patagonien seit Urzeiten ein halbnomadisches Leben. Mit der Ankunft von Schafzüchtern setzten Landkonflikte ein. Die Indigenen griffen Schafherden an und zerstörten Zäune, die ihr Land durchschnitten. Die Farmbesitzer zahlten an Auftragsmörder für jeden toten Selk’nam ein britisches Pfund.

Nomaden wurden zur Sesshaftigkeit gezwungen

1890 richtete Chiles Regierung eine salesianische Mission auf der patagonischen Isla Dawson ein, um vorgeblich die Ausrottung der Indigenen aufzuhalten. Die Überlebenden der Massaker wurden in die Mission verschleppt, wo sie sesshaft werden und die fremde Kultur annehmen sollten. Nach 20 Jahren zogen die Missionare ab. Kein einziger Selk’nam hatte überlebt. Der Petitions-Text spricht von einem systematischen Prozess, der zum Genozid führte und sehr gut dokumentiert sei.

Parlamentarische Initiative von 2007 scheiterte

2007 hatte der sozialistische Senator für die südchilenische Region Magallanes Pedro Muñoz eine parlamentarische Initiative angeschoben, um den Völkermord an den Selk’nam staatlicherseits anzuerkennen - erfolglos. Doch das Thema steht in Chile jetzt wieder auf der Tagesordnung. Verwiesen wird hierbei auch auf die UN-Erklärung zu den Rechten der indigenen Völker, die Chile 2007 unterzeichnet hat. Sie sieht unter anderem die Rückführung sterblicher Überreste sowie von Kult-Gegenständen vor. (bs)

Foto: marco antonio cortes valencia,CC BY 2.0.

 

Im Video: Original Bild- und Tonaufnahmen von Selk'Nam:

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