Regierung sucht Hilfe bei USA
Schulausfall für zwei Millionen Schüler, Gewalt auf den Straßen und Lebensmittelengpässe - in der siebenten Protestwoche gegen Haitis Präsident Jovenel Moïse kämpft der umstrittene Politiker weiter um seinen Verbleib im Amt. Zu Wochenbginn erklärte das Staatsoberhaupt, er habe bei der Regierung der USA einen Antrag auf die Leistung humanitärer Hilfe eingereicht. "Wir befinden uns in einer schwierigen Lage", zitiert die Nachrichtenagentur AP den Präsidenten aus einem Radiointerview .
Wie angespannt die Versorgungslage in dem verarmten Karibikstaat ist, belegt eine jüngste Stellungnahme des UN-Länderbüros für humanitäre Angelegenheiten in Haiti (OCHA). Wegen der anhalten Unruhen würden Hilfsorganisationen zunehmend ihre Lebensmittel nicht mehr verteilen können. Medikamente könnten nicht mehr an Apotheken, Ärzte und Krankenhäuser geliefert werden. Tausende Menschen hätten wegen fehlenden Treibstoffs kein Trinkwasser mehr, das in manche Gegenden per Tankwagen geliefert werde. Da die Schulen geschlossen blieben, erhielten arme Kinder kein Schulmittagessen mehr - oft die einzige Mahlzeit am Tag.
Einen Rücktritt, wie von den Demonstranten gefordert, lehnt Moïse weiter ab. Der 51 Jahre alte Politiker der Mitte-Rechts-Partei Tèt Kale (kreolisch: Glatze) forderte die Opposition erneut zu Gesprächen auf. Unternehmerverbände, Parteien und Kirche hatten sich vergangenen Sonntag der Rücktrittsforderung angeschlossen. Bisher starben bei den Protesten über 20 Menschen, es gab mehr als 100 Verletzte. Zuletzt war am Wochenende in der Hauptstadt Port-au-Prince ein Mensch erschossen worden, berichtet die Nachrichtenagentur AFP. (bb)