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Rätsel um mysteriöse Ölpest im Nordosten Brasiliens

Seit einem Monat breitet sich eine mysteriöse Ölpest an den Traumstränden in Brasiliens Nordostens aus. Der Energieriese Petrobras weist jede Schuld von sich. Das Öl könnte aus Venezuela stammen.

(Symbolbild): Strand von Rio de Janeiro, Adveniat, Bastian Bernhardt 

Am Freitagmorgen besahen die Bewohner des kleinen Küstendorfs Pirambu im brasilianischen Teilstaat Sergipe entsetzt ihren Strand. Pechschwarze Öllachen, angespült mit der Morgenflut. Zwar waren zuvor bereits eine Woche lang feine Ölpartikel angeschwemmt worden. Doch nun kam es in kleinen Teppichen. Die Mitarbeiter des "Projeto Tamar" waren besonders besorgt. Denn an den Stränden des Naturschutzgebiets Santa Isabel schlüpfen in dieser Jahreszeit gerade die Schildkrötenbabys.

Am Sonntag teilte Tamar mit, die kleinen Tiere nicht mehr ins Meer zu lassen. Zuvor war weiter südlich im Teilstaat Bahia eine tote, mit Öl verschmierte Schildkröte gefunden worden. Mit Sergipe und Bahia sind nun alle neun Teilstaaten im brasilianischen Nordosten von der Ölpest betroffen. An bislang 132 Stränden wurde nach Angaben der staatlichen Umweltbehörde Ibama Öl angeschwemmt. Das betroffene Gebiet zieht sich vom Teilstaat Maranhao an der Grenze zum Amazonasgebiet bis hinab ins 1.500 Kilometer entfernte Bahia.

Noch ist unklar, woher die Ölpest stammt. Zuerst waren Anfang September Strände im Teilstaat Pernambuco betroffen. Von hier aus trug wohl eine nördliche Strömung Teile des Öls bis hinauf nach Maranhao, während eine südliche das Öl Richtung Bahia schwemmte. Der halbstaatliche Energieriese Petrobras erklärte, dass es nicht aus eigener Produktion stamme. Das angeschwemmte Öl sei schwerer.

Die mysteriöse Herkunft des Öls 

Allerdings hatte sich Ende August in einer Petrobras-Raffinerie in Pernambuco ein Unfall ereignet, bei dem viereinhalb Hektar Küstengelände verschmutzt wurden. Das Öl sei aber nicht ins Meer gelangt, so ein Firmensprecher. Am 2. September wurden an einem nahe gelegenen Strand die ersten Ölflecken entdeckt. Für den Unfall brummten die Umweltbehörden Petrobras ein Bußgeld auf.

In den Medien wurde auch spekuliert, dass das Öl aus unterschiedlichen Quellen stammen könnte. Die Umweltbehörde Ibama widerspricht dem jedoch. An unterschiedlichen Stränden genommene Proben hätten identisches Material ergeben, also vermutlich aus einer einzigen Quelle. Offiziell bleibt die aber noch ein Mysterium. "Wir konnten die Herkunft nicht feststellen", so die Ibama; "doch ergaben Analysen der Petrobras, dass das Öl nicht aus brasilianischer Produktion stammt."

Öl aus Venezuela? 

In den Medien zirkulieren derweil Gerüchte über Analysen, die das Öl eindeutig venezolanischen Quellen zuordnen. Allerdings sei ein Leck auf einer venezolanischen Ölplattform auszuschließen, urteilt der Energieexperte Adriano Pires aus Rio de Janeiro. "Wäre es dort zu einem Leck gekommen, hätte die Meeresströmung auch die Küste Surinams, Guyanas, Französisch-Guayanas sowie Nordbrasiliens verschmutzt. Zum Glück ist das nicht der Fall."

Pires vermutet eher, dass ein oder mehrere Öltanker aus Venezuela verantwortlich sein könnten, die über die vielbefahrene Meeresroute zwischen der Südkaribik und dem Horn von Afrika unterwegs waren. Sie könnten auf hoher See ihre Tanks gesäubert haben, vermutet Pires. Sollte sich der Verdacht bestätigen, dürfte dies die ohnehin angespannten Beziehungen zwischen dem vom Rechtspopulisten Jair Messias Bolsonaro regierten Brasilien und dem sozialistischen Regime von Nicolas Maduro in Venezuela weiter belasten.

Bolsonaro will Ergebnisse

Bolsonaro hatte am Samstag Militär, Bundespolizei sowie die Umweltbehörden Ibama und ICMBio aufgefordert, die Herkunft des Öls zu untersuchen. Er erwarte binnen 48 Stunden Ergebnisse. Für manche Badegäste an den Stadtstränden von Aracaju, der Hauptstadt Sergipes, kam die Reaktion der Regierung - immerhin einen Monat nach Ausbruch der Ölpest - jedoch zu spät.

Statt das Wochenende wie gewohnt beim Baden am Strand zu verbringen, mussten sie den Säuberungstrupps der Stadtverwaltung und von Ibama zusehen, wie sie die dickflüssigen Ölklumpen aus dem Sand kratzten. Am Sonntagabend rief die Landesregierung Sergipes schließlich den Notstand aus. Damit kann der arme Teilstaat nun Hilfsgelder der Zentralregierung zur Bekämpfung der Ölpest anfordern.

Autor: Thomas Milz (KNA) 

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