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Radikaler Wechsel im Erzbistum Lima

Papst Franziskus hat den Theologieprofessor Carlos Castillo zum Erzbischof von Lima ernannt. Nach der Amtszeit von Juan Luis Cipriani könnten nun alte Grabenkämpfe um die "Theologie der Befreiung" in Peru zu Ende gehen.

Peru, Bischof, Papst

Die Kathedrale von Lima (Copyright: pululante, Lima - Catedral, CC BY 2.0  [Zuschnitt]) 

"Vielleicht werde ich ja Weihbischof", habe er gedacht, als man ihn zum ersten Mal gefragt habe, erzählt Pfarrer Carlos Castillo. Dass es dann gleich das Amt des Erzbischofs von Lima sein würde, hat nicht nur den 68-jährigen Theologieprofessor und Diözesanpriester überrascht. Am 2. März erhält er die Bischofsweihe.
Den Sprung vom einfachen Priester zum Hauptstadt-Erzbischof schaffen nicht viele. Schon gar nicht jemand, der - so sein künftiger Kollege in Perus Bischofskonferenz, Bischof Reinhold Nann - "die vergangenen 20 Jahre nicht nur im Kühlschrank, sondern in der Gefriertruhe seiner Diözese verbracht hat". Dorthin gesteckt hatte ihn sein Vorgänger, Kardinal Juan Luis Cipriani, seit 20 Jahren Erzbischof von Lima. Dessen Rücktrittsgesuch mit Erreichen der Altersgrenze von 75 Jahren nahm Papst Franziskus binnen vier Wochen an - eine ungewöhnlich kurze Frist.

Der streitbare wie konservative Cipriani gehört dem Opus Dei an und mischte sich oft medienwirksam in die peruanische Politik ein, etwa beim Lebensschutz oder der sogenannten Gender-Ideologie. Er sei nicht lau gewesen, habe immer die Wahrheit gegen Relativismus verteidigt, resümierte der scheidende Erzbischof bei der gemeinsamen Pressekonferenz - und beschwor dann die Kontinuität zu seinem Nachfolger, der freilich gegensätzlicher kaum sein könnte.
Bevor der neue Erzbischof Castillo Priester wurde, studierte er Soziologie und unterrichtete für fünf Jahre in Perus wüstester Bergbaustadt, Cerro de Pasco. Schon damals war er in der Jugendbewegung um den Vater der Befreiungstheologie, Gustavo Gutierrez (90), aktiv. Als er dann ins Priesterseminar eintrat, schickten ihn seine Oberen gleich zum Studium nach Rom. 1984 zum Priester geweiht und 1987 mit einer Promotion über den Dominikanerbischof Bartolome de las Casas, schien er für eine Kirchenkarriere prädestiniert. Doch sein Engagement in der Jugendpastoral nahm ein jähes Ende, als Cipriani sein Vorgesetzter wurde. Castillo zog sich auf seine Arbeit in einigen Randpfarreien Limas sowie auf seine Theologieprofessur an der Katholischen Universität Perus zurück. Doch dort geriet er mitten in die Auseinandersetzung zwischen Kardinal Cipriani und der Universität.

Eine Genugtuung

"Dass Carlos Castillo nun Erzbischof von Lima wird, ist auch eine Genugtuung für all die Theologieprofessoren unserer Universität, die von Kardinal Cipriani so schlecht behandelt worden sind", meint Rektor Efraim Gonzalez de Olarte. Im Machtkampf um die Statuten und die Besitztümer der mächtigen Universität entzog Cipriani den Theologiedozenten seiner Diözese die Lehrerlaubnis. Auch Castillo fiel unter das Verdikt. Obwohl der Streit unter Papst Franziskus und ohne Cipriani 2016 gütlich beigelegt wurde, ist bis heute eine Zivilklage des Erzbistums um die Besitztümer der Uni anhängig. "Wir hoffen, dass der neue Erzbischof diesen Prozess nun einstellt", so Gonzalez de Olarte. Vor allem aber freut er sich, dass mit Castillo ein "Priester der Armen" das Amt des Erzbischofs bekleidet.

Unter Papst Johannes Paul II. (1978-2005) wurden in Peru zahlreiche Vertreter konservativer Gruppierungen und Gegner der Theologie der Befreiung zu Bischöfen geweiht. Franziskus brachte in den vergangenen Jahren wieder Vertreter einer sozial engagierten Pastoral ins Amt. Einer von ihnen ist Reinhold Nann. Seit 2017 ist der 58-jährige gebürtige Deutsche Bischof der Prälatur Caraveli. Castillos Ernennung dürfte die Position der konservativen Gruppierungen in der Peruanischen Bischofskonferenz noch mehr schwächen. 8 von 46 peruanischen Bischöfen gehören dem Opus Dei oder einer anderen dezidiert konservativen Bewegung an. Vor einigen Jahren waren es noch erheblich mehr - auch wenn es für Kardinal Cipriani nie langte, um zum Vorsitzenden der Konferenz gewählt zu werden. Neben dem Einsatz für die Armen dürfte Papst Franziskus, dem die Bewahrung der Umwelt besonders am Herzen liegt, das Verkehrskonzept seines neuen Erzbischofs in Lima gefallen: "Man sagt, dass man ihn auch Fahrrad fahrend in der Stadt antreffen kann ", schmunzelt Reinhold Nann.
 

Autorin: Hildegard Willer (KNA)

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