Bischöfliche Aktion Adveniat e.V.
Uruguay |

Präsident gesucht

Tabare Vazquez vom Bündnis Frente Amplio Uruguay gibt sich siegessicher vor der Wahl. Foto: Frente Amplio Uruguay, CC BY-NC 2.0
Tabare Vazquez vom Bündnis Frente Amplio Uruguay gibt sich siegessicher vor der Wahl. Foto: Frente Amplio Uruguay, CC BY-NC 2.0

Montevideos Erzbischof Daniel Fernando Sturla Berhouet hatte bereits zwei Wochen vor dem Urnengang, der am Sonntag rund 2,6 Millionen Wahlberichtigte zur Stimmabgabe auffordert, einen "Tag des Gebets für das Vaterland und die künftig Regierenden" abgehalten. Dabei mahnte Sturla zu mehr Mut in der politischen Debatte, damit sich die Wähler besser zwischen den Alternativen entscheiden könnten.

An dem Gebetstag nahmen nicht nur Amtsinhaber Jose Mujica, sondern auch Vertreter der jüdischen, muslimischen und protestantischen Gemeinden der Hauptstadtdiözese teil. Der 79-jährige Mujica, überzeugter Atheist, hat im Herbst seines Lebens offenbar Gefallen an Gottesdienstbesuchen gefunden. Vielleicht liegt es an seiner Freundschaft zu dem aus Uruguays Nachbarland Argentinien stammenden Papst Franziskus, mit dem ihm zwar nicht der Glaube, dafür aber das Engagement zugunsten der Armen verbindet.

Wer den scheidenden Präsidenten beerbt, ist laut jüngsten Umfragen offen. Der populäre Mujica selbst kann nicht mehr antreten. Die Verfassung verbietet dem Blumenzüchter eine erneue Kandidatur. Ein potenzieller Nachfolger des wegen seines bescheidenen Lebensstils als "ärmster Präsident der Welt" bezeichneten Ex-Guerrilleros ist dessen Vorgänger. Tabare Vazquez soll die Macht für das linke Parteienbündnis "Frente Amplio" sichern.

Ein Generationenwechsel sieht anders aus: Vazquez ist mit 74 gerade einmal fünf Jahre jünger als Mujica. Der studierte Mediziner kommt laut Umfragen auf etwa 45 Prozent. Das würde für eine Stichwahl reichen. Die beiden Kandidaten der Opposition erreichen zusammen 46 Prozent. Die Lager von Luis Lacalle Pou von der konservativen Partido Nacional und Pedro Bordaberry von der Colorado-Partei dürften sich nach dem ersten Wahlgang zusammenschließen.

Stichwahl zwischen Vazquez und Lacalle wahrscheinlich

In diesem Fall könnten die Bürgerlichen nach zehn Jahren erstmals wieder an die Macht kommen. Vieles deutet auf eine Stichwahl zwischen Vazquez und Lacalle Pou am 30. November hin. In dieser Konstellation sehen Experten leichte Vorteile für die Opposition. Allerdings vermeldete die Tageszeitung "El Observador" in dieser Woche, dass sechs von zehn Befragten fest davon überzeugt sind, dass Tabare Vazquez gewinnen wird. Eine Entscheidung fällt offenbar vielen Uruguayern schwer.

Die Bilanz von "El Pepe" Mujica kann sich durchaus sehen lassen. Die Armut im Land wurde spürbar reduziert, die Wirtschaft floriert und die regierende Linksregierung lässt den Unternehmen im Land weitgehenden Spielraum. Dass trotzdem viele Wähler unentschlossen bis wechselwillig scheinen, liegt an einigen umstrittenen Themen, die Mujica seinem Nachfolger hinterlässt.

Umstrittene Legalisierung von Marihuana

Vor allem die Legalisierung von Marihuana, das der Staat kontrolliert selbst vertreiben will, um der Drogenmafia die Geschäftsgrundlage zu entziehen, ist bei vielen Wählern unbeliebt. Dass sich Uruguay zudem bereiterklärt hat, sechs Gefangene aus dem US-Straflager in Guantanamo aufzunehmen, kommt ebenfalls in der breiten Masse nicht gut an. Linkskandidat Vazquez ließ bereits durchblicken, dass er die umstrittene Drogenlegalisierungspolitik seines Vorgängers überdenken wolle. Mujica kommentierte das mit den Worten: "Das ist sein Problem."

Der aussichtsreichste Kandidat des bürgerlichen Lagers, Lacalle Pou, Sohn des von 1990 bis 1995 regierenden Präsidenten Luis Alberto Lacalle, versprüht allein schon wegen seines jugendlichen Alters (41) den Reiz des Neuen. Er steht für einen wirtschaftsliberaleren Kurs. Der Ausgang der Wahl bleibt spannend bis zuletzt. Auch weil die Wähler in Uruguay zusammen mit denen in Brasilien am Wochenende die gesamte Politik-Architektur Lateinamerikas beeinflussen könnten. Sollten Lacalle Pou in Uruguay und der bürgerliche Kandidat Aecio Neves in Brasilien die jeweiligen Urnengänge gewinnen, wäre die linke Dominanz auf dem Kontinent auf Jahre gebrochen.

Quelle: KNA, Autor: Tobias Käufer

Fotoquelle: Frente Amplio Uruguay, CC BY-NC 2.0

Cookie Einstellungen

Erforderliche Cookies sind für den reibungslosen Betrieb der Website zuständig, indem sie Kernfunktionalitäten ermöglichen, ohne die unsere Website nicht richtig funktioniert. Diese Cookies können nur über Ihre Browser-Einstellungen deaktiviert werden.

Anbieter:

Bischöfliche Aktion Adveniat e.V.

Datenschutz

Marketing-Cookies werden verwendet, um Besuchern auf Webseiten zu folgen. Die Absicht ist, Anzeigen zu zeigen, die relevant und ansprechend für den einzelnen Benutzer sind und daher wertvoller für Publisher und werbetreibende Drittparteien sind.

Anbieter:

Google Ireland Limited

Datenschutz

Statistik-Cookies dienen der Analyse und helfen uns dabei zu verstehen, wie Besucher mit unserer Website interagieren, indem Informationen anonymisiert gesammelt werden. Auf Basis dieser Informationen können wir unsere Website für Sie weiter verbessern und optimieren.

Anbieter:

Google Ireland Limited

Datenschutz