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Peru: Bergbau-Camps als Hotspots von Infektionen

Mehr als fünfhundert Infektionen von Bergarbeitern haben in Peru vor allem in den abgelegenen, ländlichen Gebieten für Proteste gegen den Bergbau gesorgt. Die Angst vor der Verbreitung des Virus in den ländlichen Regionen geht um. Doch die Regierung in Lima plant die Reaktivierung des Bergbausektors – ein Widerspruch?

Trotz Corona öffnet die Kupfermine Antapaccay bald wieder ihren Betrieb. Foto: Knut Henkel 

Das Ziel ist klar: Der Bergbau soll in Peru so schnell wie möglich wieder auf vollen Touren laufen und die großen Bergbauunternehmen ziehen dabei alle an einem Strang. 17 der großen Bergbaugesellschaften in Peru hatten Ende der letzten Woche ihre Pläne für die Wiederaufnahme des vollen Betriebes vorgelegt – inklusive der Konzepte für die sanitären Schutzmaßnahmen. Die waren allerdings in der Vergangenheit ausgesprochen löchrig wie die Zahl von 509 mit dem Corona-Virus infizierter Bergarbeitern sowie eines Toten (Stand: Freitag 14. Mai) nur zu deutlich macht.

Zwei Minen, die Kupfermine Antamina in der Region Ancash, einer der großen Player im peruanischen Bergbau, und das Konsortium Horizonte in der Region La Libertad haben mit 216 beziehungsweise 195 infizierten Bergarbeitern das Gros der Infizierten zu verantworten. Der Rest verteilt sich über das ganze Land und vor allem in den abgelegenen Regionen geht die Angst um, dass die Minenarbeiter, die alle paar Wochen nach Hause zu ihren Familien reisen und dann nach etwas Urlaub zurückkommen das Virus einschleppen könnten um.

Für José de Echave, Analyst und Koordinator der Entwicklungsorganisation CooperAcción in Lima, eine nachvollziehbare Angst. „Die Gesundheitsversorgung in den abgelegenen Regionen, wo die Minen oftmals angesiedelt sind, ist miserabel und bisher ist das Virus vor allem eine urbane Herausforderung“. Ein Blick auf den Covid-19-Tracker verdeutlicht das: von 92.273 Infizierten entfallen 52.500 auf den Großraum Lima, wo auch das Gros der landesweit 2648 Toten registriert wurde (Stand 18. Mai). Diese Fakten tragen auch dazu bei, dass es in einigen Gemeinden bereits Proteste gegen den Bergbau und vor allem gegen die Präsenz von Bergarbeitern in den lokalen Gemeinden  gegeben hat. Ein Beispiel ist die ganz im Süden Perus bei Arequipa liegende Mine Bateas, wo die lokale Bevölkerung Ende April die Zufahrtsstraßen zur Silber- und Kupfermine dicht machte und gegen die auch während der Quarantäne weiterlaufenden Arbeiten protestierte. Kein  Einzelfall so José de Echave, der Bilder aus Regionen erhalten hat, wo mit alten Jagdgewehren bewaffnete Frauen und Männer Schilder schwenkten auf denen zu lesen war: Covid-19 kommt hier nicht rein.

Bergbau als Katalysator für den Virus

Die Angst ist präsent in den Regionen, zumal mittlerweile bekannt ist, dass es mehrere Minen mit höherer Infektionszahl gibt. Zu denen gehören auch die Kupferminen Hudbay und Antapaccay, die auch deutsche Abnehmer beliefern. Nahezu alle dieser Minen liegen in  abgelegenen, von indigenen Gemeinden bewohnten Regionen und der Bergbau wird oftmals ohnehin kritisch gesehen, so der Bergbauexperte Jaime Borda, der lange in Espinar arbeitete, wo die Kupfermine Antapaccay liegt.

Nun beobachtet er die Entwicklung für das bergbaukritische Netzwerk „Muqui“ aus Lima und kritisiert zum einen, dass der Bergbau nicht komplett heruntergefahren wurde, zum anderen, dass er zu einem Zeitpunkt wieder grünes Licht für die Produktion erhält, wo die Infektionszahlen weiterhin steigen. Dafür macht er, aber auch sein Kollege de Echave die großen Bergbauunternehmen verantwortlich, die wieder produzieren wollen. „Im Goldbergbau ist angesichts der hohen Preise von mehr als 1600 US-Dollar pro Unze nur logisch. Bei Kupfer haben die  peruanischen Minen hingegen einen Kostenvorteil, sie produzieren extrem billig“, so de Echave. Das sorgt dafür, dass sie trotz um ein Drittel eingebrochener Preise Gewinne generieren können. Deshalb soll bis Ende Mai oder spätestens Anfang Juni wieder unter Volldampf gefördert werden. Das kritisieren beide Experten, denn es impliziere mehr Verkehr aus den großen Städten, wo viele der Bergbautechniker wohnen, in die abgelegenen Regionen. „Das ist mit Risiken verbunden, die die Regierung in Lima mit der Quarantäne und der Einstellung des Transports eigentlich minimieren wollte“, so de Echave. Hinzu kommt, dass bisher nur Bergarbeiter auf den Corona-Virus getestet wurden, die festangestellt sind. „Niemand weiß, ob es bei den Leiharbeiter, die bis zu sechzig Prozent der Belegschaft ausmachen, nicht auch Infektionsfälle gibt“.

Für de Echave ein Risiko und er fordert von der Regierung und den Bergbauunternehmen klare Konzepte, um eine Ausbreitung des Virus in den abgelegenen Regionen zu vermeiden. Doch danach sieht es derzeit nicht aus, auch wenn der Regierung von Martín Vizcarra bisher gemeinhin ein gutes Krisenmanagement attestiert wird. Der Druck der Bergbau-Konzerne auf die Regierung scheint nach zwei Monaten mit reduzierter oder gar keiner Produktion immens. Das könnte zum Bumerang werden, denn in den abgelegenen Förderregionen gibt es oftmals keine ausreichende Gesundheitsversorgung. Das haben infizierte Bergarbeiter des Konsortiums Horizonte in der Region La Libertad bereits kritisiert und das Unternehmen in einem Video angeklagt sie nicht medizinisch zu versorgen.

Autor: Knut Henkel 

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