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Noriega: Stirbt mit ihm eine ganze Ära?

Foto: picture-alliance/dpa/Bentley
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Mindestens eines hat Manuel Noriega seinem Land verschafft: einen festen Platz in den internationalen Nachrichten. Während der Diktatur Noriegas von 1983 bis 1989 war Panama wegen seiner Skandale rund um Drogengeschäfte und internationale Geldwäsche fast ununterbrochen in den Schlagzeilen. Nun ist Noriega im Alter von 83 Jahren in Panama-Stadt an den Folgen eines Hirntumors gestorben. Der gutartige Tumor war ihm im März entfernt worden, nach dem Eingriff hatte es jedoch Komplikationen gegeben.

Machthaber Noriega, 1934 geboren, wuchs als uneheliches Kind in einem kirchlichen Pflegeheim auf. Nach dem Ende seiner Schullaufbahn absolvierte er die Militärakademie in Perus Hauptstadt Lima. Mit 26 Jahren trat er in die Nationalgarde ein und wurde später in den USA auch in psychologischer Kriegführung ausgebildet.1969 stieg er zum Chef des militärischen Geheimdienstes auf. Im August 1983 wurde er Kommandeur der Nationalgarde.

Big Brother von Panama

Noriega war seit seinem Aufstieg zur Macht unter Ex-Präsident Omar Torrijos eine hoch umstrittene Figur. Guillermo Sánchez Borbón, der renommierteste unter den panamaischen Journalisten und Intellektuellen, beschrieb ihn einmal als König Midas der Korruption: "Alles was Noriega anfasst, wird korrumpiert", schrieb er in den 1980er Jahren. Die Verbindungen, die Noriega zu knüpfen begann, als er in den 1970er Jahren als Big Brother und Geheimdienstchef jeden Schritt der Panamaer überwachte, erlaubten ihm den Griff nach der Macht. Er schaltete einen Rivalen nach dem anderen aus. Er schuf so ein einflussreiches Netzwerk, das bis in die hintersten Ecken der panamaischen Gesellschaft hineinreichte.

Seine Unterstützer priesen seine engen Verbindungen und politischen Manöver zur Unterstützung der revolutionären Bewegungen in der Region. Sie applaudierten seinen engen Kontakten zu Mythen der politischen Linken wie Fidel Castro und rühmten Noriega dafür, Panama in eine Phase ökonomischen und finanziellen Wohlstands geführt zu haben.

Geschäfte mit Drogenkartellen

Unerwähnt ließen sie dabei, dass ein Teil dieses Wohlstands der Geldwäsche geschuldet war. Denn unter Noriega verwandelte sich Panama in ein Steuerparadies. Nicht nur das. Nach Untersuchungen der amerikanischen Drogenbekämpfungsbehörde DEA machte Noriega Panama zur Drehscheibe des Drogenhandels und ließ sich dies von den Kartellen entsprechend honorieren.

Außerdem enthüllten amerikanische Medien in den 1980er Jahren, dass Noriega auf der Gehaltsliste des amerikanischen Geheimdienstes CIA stand. Der Deal sah vor, dass die Waffen zur Bekämpfung der Sandinisten in Nicaragua an die Contra-Rebellen über Panama gingen und die CIA im Gegenzug Noriegas Geschäfte mit dem Medellín-Kartell "übersah".

Seine Kritiker machen Noriega zudem für zahlreiche Morde verantwortlich. Das schlimmste und aufsehenerregendste Verbrechen des Diktators war die Entführung und Enthauptung des Arztes Hugo Spadafora im Jahr 1985. Die Leiche des Arztes, der in Panama ein Idol war, tauchte in einem Fluss in Costa Rica auf, ohne dass bis zum heutigen Tag einer der Täter Noriega eingeschlossen zugegeben hätte, wo der Kopf des Opfers geblieben ist.

20 Jahre hinter Gittern

Im Dezember 1989, in die Knie gezwungen durch die US-amerikanische Invasion, suchte Noriega Zuflucht in der diplomatischen Vertretung des Heiligen Stuhls in Panama, wo er bis zum 3. Januar 1990 blieb, bis er sich schließlich ergab. So begannen die Prozesse gegen ihn: 20 Jahre in einem Gefängnis in Florida wegen Drogenhandels, zwei Jahre in Frankreich für Geldwäsche von Einnahmen des Medellín-Kartells und fünf Jahre in der Strafvollzugsanstalt El Renacer in Panama-Stadt, wo er schließlich 2011 mit 71 Jahren eintraf. Hier warteten auf ihn sechs Schuldsprüche von 30 Jahren unter anderem aufgrund von Mord, Korruption und Unterschlagung, außerdem ein noch ausstehender Prozess um das Verschwindenlassen des Gewerkschaftsführers Heliodoro Portugal.

Von einem Fernsehauftritt von 2015, angeblich um um Vergebung zu bitten, blieb den Panamaern vor allem der bittere Nachgeschmack, dass Noriegas Worte Teil einer Strategie waren, um die Gefängnisstrafe in einen Hausarrest umzuwandeln. Außer seinem pockennarbigen Gesicht war nicht mehr viel übrig geblieben von jenem stolzen General Manuel Antonio Noriega, der sein Land terrorisierte und gemeinsam mit der CIA die Fäden der zentralamerikanischen Diplomatie der 1980er Jahre in der Hand hielt. Jenem Noriega, der gleichzeitg Kontakt zu Pablo Escobar, Fidel Castro, sandinistischen Kommandanten und Truppenführern der nicaraguanischen Contras pflegte und diese auch alle gleich behandelte.

Immer wieder haben bekannte panamaische Persönlichkeiten wie der politische Aktivist Mauro Zúñiga, der Journalist Guillermo Sánchez Borbón oder der Anwalt Miguel Antonio Bernal ebenso wie viele andere Intellektuelle des Landes darauf hingewiesen, dass "die Ära Noriega scheinbar nie zu Ende geht". Noch immer besteht das Korruptionsnetzwerk aus den Zeiten der Diktatur fort, und auch heute noch verhindert es die wirkliche und endgültige Entfaltung der Demokratie in Panama.

Quelle: Deutsche Welle, Autor: Amir Valle

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