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Venezuela, Kolumbien |

Neuer ?„rger in den Anden

Die Untersuchung des International Institute for Strategic Studies (IISS) liest sich wie eine einzige Anklageschrift: Venezuela soll die älteste Guerillaorganisation Lateinamerikas, die Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (FARC), "logistisch, politisch und territorial" unterstützt haben. Sogar von persönlichen Treffen zwischen Staatspräsident Hugo Chavez und führenden FARC-Funktionären ist die Rede.

Obwohl über die Chavez-Verbindungen zur FARC schon seit längerem spekuliert wird, besitzt die Studie eine Menge politischen Zündstoff. 300 Millionen US-Dollar (Tageskurs 210 Millionen Euro) soll der Linkspopulist den Terroristen versprochen haben. Im Gegenzug sollte die FARC nicht nur seine Helfer militärisch ausbilden, sondern auch unbequeme Oppositionelle gezielt töten.

Report "voller Müll und Intrigen"

Schwere Vorwürfe, die vor allem das ohne hin schon vergiftete innenpolitische Klima in Venezuela weiter belasten. Der Report sei voller "Müll und Intrigen" und diene dem Ziel, die "guten Beziehungen zwischen unseren Ländern zu zerstören", dementierte der venezolanische Außenminister Nicolas Maduro. Er vermutet hinter der Publikation aus London finstere Absichten.

Wahlkampfhilfe für Correa?

Auch Ecuadors Präsident Rafael Correa kommt nicht gut weg. Umgerechnet 300.000 Euro Wahlkampfhilfe hätten ihm die FARC-Rebellen vor fünf Jahren gespendet, berichtet das IISS. Noch beim Staatsbesuch vergangene Woche in Bogota hatte Correa alle kritischen Nachfragen zu den strapazierten Beziehungen der Länder mit einem lapidaren Satz vom Tisch gewischt: Der Konflikt sei "seit langem beendet".

Correa dementierte die Vorwürfe umgehend: "Wenn jemand in meinem Namen Geld von der FARC verlangt hat, dann war das ein Betrüger. Wir haben niemals Geld von der FARC bekommen."

Größte politische Brisanz

Die Guerilla ist in Kolumbien einer der treibenden Kräfte des seit Jahrzehnten tobenden blutigen Bürgerkrieges. Die Verbindung der Nachbarstaaten zu der von der EU und den USA als Terrororganisation eingestuften Guerilla ist von größter politischer Brisanz. Die Veröffentlichungen des IISS-Berichts kommen zudem zu einem schwierigen Zeitpunkt. Gerade erst hatte die Auslieferung von Drogenboss Walid Makled von Kolumbien nach Venezuela das Tauwetter in den Beziehungen zwischen Bogota und Caracas bekräftigt.

Kolumbiens Ex-Präsident Alvaro Uribe (2002-2010) hatte Chavez immer wieder vorgeworfen, die FARC zu unterstützen - was Chavez mehr als nur die Zornesröte ins Gesicht trieb: Nach einem umstrittenen Militärschlag Uribes gegen die FARC im kolumbianisch-ecuadorianischen Grenzgebiet beorderte Chavez als Reaktion Truppen an die Grenze. Die Welt schaute besorgt in die Andenregion; es drohte ein kriegerischer Konflikt.

Alles vorbei und vergessen, entschieden Juan Manuel Santos und Chavez, nachdem Santos in Bogota als gewählter Nachfolger Uribes die Amtsgeschäfte übernahm. "Ich habe einen neuen besten Freund", sagte Santos damals öffentlichkeitswirksam zu Chavez, der sich seinerseits mit Schulterklopfen bedankte.

Auswertung von FARC-Computer

Die brisante Studie basiert nach Angaben des IISS auf den Auswertungen der sichergestellten Computer von FARC-Kommandant Raul Reyes. Der zweite Mann in der Guerilla-Hierarchie kam 2008 beim Angriff der kolumbianischen Truppen auf ein Lager in Ecuador ums Leben. Die Studie hatte noch der alte kolumbianische Präsident Uribe in Auftrag gegeben. Er hatte zuvor sämtliche Unterlagen an Interpol übergeben.

Die neue Regierung kommentiert die Vorwürfe aus London nicht. Sie will offenbar das diplomatische Tauwetter nicht gefährden. Ohnehin hat die Studie ihre Aufgabe schon erfüllt. Die Nachbar-Präsidenten Chavez und Correa sind in die Defensive gedrängt. Und Kolumbien darf sich nach dem völkerrechtlich umstrittenen Angriff auf das FARC-Lager auf ecuadorianischem Grenzgebiet zumindest teilweise rehabilitiert fühlen.

Tobias Käufer, Bogotà, Quelle: kna


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