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"Multilateralismus ist eine Verpflichtung"

María Fernanda Espinosa Garcés (Foto: picture-alliance/EuropaNewswire/L. Rampelotto)
María Fernanda Espinosa Garcés (Foto: picture-alliance/EuropaNewswire/L. Rampelotto)

Deutsche Welle: Frau Espinosa Garcés, was sind die Ziele ihrer Präsidentschaft?

 

Espinosa Garcés: Der Schwerpunkt dieser Sitzungsperiode ist die Stärkung einer UNO, die für alle Menschen relevanter werden soll. Das heißt, dass wir die Organisation den Menschen näher bringen wollen und die Menschen näher an die Organisation. Die Vereinten Nationen leisten eine gewaltige Arbeit. Manchmal ist es nicht genug, aber sie leisten vieles, was in der Öffentlichkeit nicht verstanden wird. Warum ist das so? Weil wir in einer selbstreferentiellen Sprache voller unverständlicher Abkürzungen sprechen. Wir müssen unsere Arbeit so übersetzen, dass sie für normale Menschen von Bedeutung ist und damit sie erkennen, dass diese Organisation dazu da ist, die Probleme der Menschheit zu lösen. Um zu einem gemeinsamen Handeln zu kommen, das den globalen Herausforderungen gewachsen ist. Immer dann, wenn wir über den Klimawandel sprechen, über AIDS, über Tuberkulose, über Hunger, Armut, oder die Sicherung des Friedens, dann reden wir auch über die UNO, mit all ihren Organen und Programmen.

 

Was würden Sie nun, da Sie im Amt sind, selbstkritisch als Erstes angehen? Wo muss sich die UNO ändern, um auch ihr Bild in der öffentlichen Wahrnehmung zu verbessern?

 

Ein Reformprozess ist schon im Gange. Die Herausforderung besteht darin, diese Reform in die Praxis umzusetzen. Es geht um eine neue Architektur der Institution, speziell für die Bereiche Frieden und Sicherheit sowie für das Entwicklungssystem, um die 'Agenda 2030' und ihre Nachhaltigkeitsziele besser erfüllen zu können. Themen wie die Migration und die Unterbringung von Flüchtlingen werden in dieser Sitzungsperiode eine wichtige Rolle spielen. Dazu Gleichstellungsfragen und das Thema der menschenwürdigen Beschäftigung. Ich glaube, dass dies einige der größten Herausforderungen sind, vor denen die heutigen Gesellschaften stehen.

 

Wie steht es um das Verhältnis der Vereinten Nationen zu den USA und speziell zu seinem Präsidenten Donald Trump? Der wichtigste Geldgeber der UNO vertritt derzeit eine nationalistische und protektionistische Haltung, also eine, die konträr ist zu der der Vereinten Nationen.

 

Ich bin davon überzeugt, dass Multilateralismus keine Option, sondern eine Verpflichtung ist, wenn wir über Probleme von globaler Bedeutung und Reichweite sprechen. Das gilt für die Abrüstung, die Bekämpfung der Geißel AIDS, den Klimawandel oder die globalen Migrationsströme. Es ist verständlich, dass unterschiedliche Länder auch unterschiedliche Positionen einnehmen, aber wir müssen uns bewusst sein, dass es Themen gibt, die kollektive Maßnahmen erfordern. Die Generalversammlung der UNO ist das Parlament der Menschheit. Jedes Land sitzt auf den gleichen Stühlen, spricht in die gleichen Mikrofone und drückt zur Abstimmung auf den gleichen Knopf. Es ist die demokratischste Plattform der Welt, und ich hoffe, dass hier auch die Meinungsverschiedenheiten im respektvollen Dialog beigelegt werden können.

 

Sie sind aus Ecuador und die erste Frau Lateinamerikas, die der Generalversammlung vorsteht. In Lateinamerika gibt es gerade zwei großen Krisen, die in Nicaragua und die in Venezuela. Erwartet man von Ihnen, dass Sie etwas in der Generalversammlung der UNO bewegen, um zur Lösung dieser Krisen beizutragen?

 

Die erste lateinamerikanische Frau zu sein, die den Vorsitz in der Generalversammlung führt, ist eine Ehre. Aber auch eine große Verantwortung. Die Erwartungen sind wirklich hoch. Manchmal glaube ich, dass man von mir erwartet, innerhalb von 72 Stunden den Weltfrieden zu erreichen und innerhalb eines Monats den Klimawandels zu stoppen. Ich für meinen Teil bin von meinem Amt als Außenministerin Ecuadors zurückgetreten, um mich rund um die Uhr der Generalversammlung zu widmen. Aber die Tagesordnung der Generalversammlung wird von den Mitgliedstaaten bestimmt. Wir beobachten und behandeln Krisen und Probleme nicht nur in Lateinamerika, sondern in allen 193 Ländern, die in der Generalversammlung vertreten sind. Und wir versuchen bei ihnen allen zu Lösungen beizutragen, die sich an den Grundsätzen der Charta der Vereinten Nationen orientieren, nämlich Entwicklung, Frieden, Sicherheit und Menschenrechte.

Die ehemalige Außenministerin Ecuadors, María Fernanda Espinosa Garcés, ist seit Anfang September 2018 ein Jahr lang Vorsitzende der UN-Generalversammlung in ihrer 73. Sitzungsperiode. Espinosa Garcés ist die erste Lateinamerikanerin und erst die vierte Frau überhaupt, die dieses Amt ausübt.

Quelle: Deutsche Welle

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