Mordrate steigt stetig an
Die alltägliche Gewalt in Venezuela nimmt stetig zu und scheint immer mehr außer Kontrolle zu geraten. Jede halbe Stunde wird in dem südamerikanischen Land ein Mensch umgebracht. Nach den jüngsten Zahlen der Beobachtungsstelle Gewalt (OVV) wurden im vergangenen Jahr 14.000 Morde begangen. Die Organisation geht in diesem Jahr von einer Steigerung auf 19.000 aus. Damit belegt Venezuela gemeinsam mit Honduras und El Salvador den traurigen Spitzenplatz in der Region. Das Land weist drei Mal so viele Morde wie Mexiko auf und auch in Brasilien sterben weniger Menschen einen gewaltsamen Tod. „Wir registrieren in Venezuela einen stetigen Anstieg der Mordrate. Dies sind unglaubliche Zustände. Auf 100.000 Einwohner kommen inzwischen 60 gewaltsame Todesfälle”, so der Direktor des OVV, Roberto Briceño León. Auch Raubüberfälle und Entführungen seien an der Tagesordnung.
Ursache für die ausufernde Gewalt sehen Experten in der organisierten Kriminalität, die vor allem im Zusammenhang mit dem Drogenhandel steht. Venezuela habe sich in den vergangen Jahren zu einem internationalen Korridor für den Drogenhandel entwickelt. In internationalen Medien wird immer wieder die Vermutung geäußert, dass die Polizei zu großen Teilen in das Drogengeschäft verwickelt ist. Straflosigkeit und Korruption sind laut OVV ein großer Bestandteil des Problems. Der venezolanische Präsident Hugo Chávez hatte bereits bei seinem Amtsantritt vor 12 Jahren angekündigt, Gewalt und Korruption unter Kontrolle bringen zu wollen. Bisher gab es allerdings nur vereinzelte Regierungsinitiativen, die keine Wirkung zeigten und dem Ausmaß der Problematik nicht gerecht wurden. (aj)