Mexiko: Proteste gegen Polizeigewalt nach Tod eines Mannes
Nach dem Tod eines jungen Mexikaners sind Proteste gegen Polizeigewalt in Guadalajara teils eskaliert. Der Mann starb zuvor im Mai in Polizeigewahrsam. Der Fall bewegt ganz Mexiko.
Zerbrochene Fenster, Steine auf Polizisten, brennende Autos: In Mexiko haben gestern hunderte Menschen gegen Polizeigewalt protestiert. Die Demonstranten gingen in der Stadt Guadalajara auf die Straßen, um ihrer Wut gegen den Tod von Giovanni López Ausdruck zu verleihen. Zuvor wurde bekannt, dass der 30-jährige López bereits Anfang Mai in Polizeigewahrsam ums Leben kam, weil er angeblich gegen die vorgeschriebene Maskenpflicht wegen der Corona-Pandemie verstoßen hatte.
Die Demonstranten trugen Transparente mit Sprüchen wie "Giovanni starb nicht, er wurde getötet" oder "Mörder!", wie auf Fotos der Proteste zu sehen ist. Die Proteste schlugen teilweise auch in Gewalt um: Videos im Internet zeigen, wie Demonstranten mit einer Art Rammbock versuchen, den Regierungspalast des Bundesstaats Jalisco in Guadalajara zu stürmen. Später gelang es ihnen auch, die Tür des Palastes aufzubrechen. Auf einer weiteren Aufnahme ist zu sehen, wie ein Protestierender den Rücken eines Polizeibeamten auf einem Motorrad in Brand steckte. Die Polizei setzte ihrerseits Tränengas gegen die Protestierenden ein. 26 Menschen wurden nach Informationen von Deutsche Welle während der Ausschreitungen von der Polizei in Guadalajara verhaftet.
Der Gouverneur der Bundesstaats Jalisco, Enrique Alfaro, zeigte teilweises Verständnis für die Wut der Bürger: "Wir teilen die Empörung über die Vorfälle und sind über das Verhalten der Polizisten (die Giovanni López festgenommen hatten a. d Red.) bestürzt, welche die staatliche Gewalt falsch angewendet haben." Er sagte aber auch, das dürfe kein Grund sein, die Gewalt mit Gewalt zu beantworten. Er sprach von den schwersten Protesten, die Guadalajara bisher erlebt hätte.
Alfero wolle den Fall von Giovanni López weiter untersuchen, um die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Gleichzeitig würden unter den Protestierenden aber auch viele Falschmeldungen verbreitet.
Der Tod von Giovanni López
Auf Twitter sagte der Gouverneur, Giovanni López sei wegen eines Verwaltungsvergehens und eines angeblichen Übergriffs auf Polizeibeamte festgenommen worden, nicht weil er keinen Mund-Nasenschutz trug. Laut der Sicherheitskoordinatorin des Bundesstats, Macedonio Tamez, stand López auch unter dem Einfluss von "Substanzen".
Zuvor verbreitete sich ein Video im Internet, das zeigt, wie die Polizisten López in der Stadt Ixtlahuacán gewaltsam verhafteten und auf das Polizeirevier mitnahmen. Familienmitglieder beobachteten den Vorfall. In einem Programm des mexikanischen Fernsehsenders "El Milenio" sagte der Bruder von Lopéz, die Stadtverwaltung habe der Familie zunächst mitgeteilt, er sei wegen einer fehlenden Mund-Nasenbedeckung festgenommen worden und werde bald wieder freigelassen. Später hieß es, López sie wegen schweren Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert worden, wo er dann auch verstarb.
Der Fall bewegt mittlerweile ganz Mexiko. Unter dem Hashtag "#justiciaparagiovanni" fordern tausende Nutzer Gerechtigkeit für das Opfer der Polizeigewalt. Auch prominente Mexikaner, wie die Schauspielerin Selma Hayak und der oscarprämierte Filmregisseur Guillermo del Toro, schlossen sich dem Protest an. Del Toro schrieb auf Twitter: "Es ist kein Missbrauch von staatlicher Gewalt. Es ist Mord."