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Mexiko |

Mexicana-Angestellte hoffen auf Mexikos neuen Präsidenten

 

Vor acht Jahren ging die Airline Mexicana in den Bankrott. Bis heute warten Tausende frühere Mitarbeiter auf Abfindungen und Pensionen. Von der Vorgängerregierung Enrique Peña Nieto kamen nur leere Versprechungen.

Der Protest der Arbeiter geht am Flughafen weiter

Protestschilder am Flughafen - die Mitarbeiter warten immer noch auf ihr Geld. (Foto: DW/A. Knobloch)

"Alles, was wir angespart hatten, ist weg. Wir haben unsere Autos verkauft, die einen oder anderen Wertgegenstände; einige Kollegen haben ihre Häuser verloren, um über die Runden zu kommen." Der früheren Mexicana-Angestellten Adriana Islas Caballero schießen Tränen in die Augen, wenn sie über die vergangenen Jahre spricht. Auch mehr als acht Jahre nach dem Bankrott der ältesten Airline Lateinamerikas warten die 58-Jährige und mit ihr rund 8000 frühere Mitarbeiter weiterhin auf die Auszahlung ihrer Abfindungen und Pensionen.

"Für uns Arbeiter im Ruhestand ist es ein Kreuzweg gewesen", sagt Fausto Guerrero Díaz. Der 59-Jährige ist Präsident der Asociación de Jubilados, Trabajadores y ex Trabajadores de la Aviación Mexicana (Ajteam) - der Vereinigung der Rentner, Arbeiter und Ex-Arbeiter der Fluglinie Mexicana. "Die Mehrheit von uns findet aufgrund des Alters keine Anstellung mehr." Ohne Einkommen und Rente hätten viele Kollegen ihre Ersparnisse aufgebraucht, um zu überleben. Sie hätten von ihrem Besitz bis hin zu ihrer Gesundheit alles verloren. "Seit acht Jahren kämpfen wir verzweifelt um unsere Rechte. Neben Gerichtsverfahren haben wir Demonstrationen durchgeführt, Straßensperren errichtet und sogar Hungerstreiks gemacht; aber alles was wir von den Behörden erhalten sind leere Versprechungen", sagt Guerrero Díaz. Von der Gewerkschaft Asociación Sindical de Sobrecargos de Aviación (ASSA) allein gelassen, hätten sie beschlossen, ihre Sache in die eigene Hand zu nehmen und Ajteam gegründet.

Die Idee mit dem Café im besetzten Flughafenteil

Seit einigen Jahren halten die früheren Mexicana-Mitarbeiter einen Abschnitt des Internationalen Flughafens von Mexiko-Stadt besetzt; seit drei Jahren betreiben sie im Terminal 1 eine Cafeteria, in der sie selbstgemachte Sandwiches, Gebäck und Kaffee verkaufen. "Wir hatten keine Mittel mehr, aus denen wir schöpfen konnten. Und jedes Mal, wenn wir hier zum Flughafen gekommen sind, um zu protestieren, hatten wir Ausgaben für Benzin, Kaffee, Gebäck", erzählt Islas. Also seien sie auf die Idee mit dem Café gekommen.

"Heute überleben rund 70 Familien dank dieser Cafetería", sagt Guerrero Díaz. Gleichzeitig sei sie aber auch ein Stachel im Fleisch der Regierung: Großflächige Plakate erinnern an die gebrochenen Versprechen der Regierung Enrique Peña Nieto und fordern eine Lösung. Mexikos scheidender Präsident, der am 1. Dezember sein Amt abgab, hatte versprochen, das Problem zu lösen. Geschehen ist bis heute nichts; vielmehr boykottiere der Staat eine Lösung, so Guerrero Díaz.

Die Plünderung der Airline Mexicana

Die ehemals staatliche Fluglinie Mexicana war 2005 privatisiert und für einen Bruchteil ihres Wertes an die Hotelkette Grupo Posadas verkauft worden, die Gastón Azcárraga Andrade gehört. Mit im Paket: die mit 130 Millionen US-Dollar gut gefüllte Pensionskasse. Fünf Jahre nach der Übernahme hatte das Unternehmen bereits einen Schuldenberg von mehr als 800 Millionen US-Dollar angehäuft.

Niemand weiß, wohin das ganze Geld verschwunden ist. Alles was nicht niet- und nagelfest war wurde veräußert, darunter der emblematische Mexicana-Wolkenkratzer in Mexiko-Stadt. "Azcárraga hat unsere Pensionskasse geraubt und das Unternehmen systematisch ausgeplündert", sagt Guerrero Díaz, "alles unter den Augen der Regierung und ohne dafür belangt zu werden."

Die Routen und Slots sind immer noch wertvoll

Mexicana beantragte Konkurs und stellte am 28. August 2010 schließlich den Flugbetrieb ein. Ein Insolvenzverfahren wurde eingeleitet. Rund 2700 Flugrouten und Slots aus der Konkursmasse wurden an verschiedene Fluglinien verliehen. "Diese Routen und Slots gehören den Arbeitern", sagt Guerrero Díaz. "Sie sind das Wertvollste. In USA und Europa werden solche Slots zwischen 35 und 40 Millionen US-Dollar vermarktet – jeder einzelne." Mexicana habe fast 3000 Slots. Das würde ausreichen, um würdige Abfindungen und Renten zu zahlen, so Guerrero Díaz. "Aber was macht die Regierung? Das Gesetz beugen und Begründungen liefern, um nicht die Arbeiter zu begünstigen, sondern ihre Freunde in den führenden Unternehmen, denen die wichtigsten Fluglinien des Landes gehören: Aeromexico, Interjet, Volaris, VivaAerobus."

Aus dem Verkauf von Flugzeugen und Motoren sei zwar Geld geflossen, aber man wolle sich nicht mit Brotkrumen abspeisen lassen. "Andere Fluglinien haben sich an dem Bankrott bereichert und uns will die Regierung mit den Resten entschädigen." Ihre Hoffnungen liegen nun auf dem neuen Präsidenten Andrés Manuel López Obrador (AMLO), der im Wahlkampf mehrfach Sympathie für ihre Sache geäußert habe. "Wir setzen unseren Kampf fort – und hoffen darauf, dass er den Willen hat, Gerechtigkeit walten zu lassen."

Autor: Andreas Knobloch / Deutsche Welle

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