Menschenrechtler erheben Vorwürfe gegen Polizei
Rio de Janeiro. Menschenrechtler beklagen exzessive Gewalt durch brasilianische Polizisten. In den Bundesstaaten Rio de Janeiro und São Paulo kämen jährlich Hunderte Menschen bei Polizeieinsätzen ums Leben, erklärte Human Rights Watch (HRW) am Dienstag in Rio de Janeiro. Nur ein Teil der Tötungen seien "legitime Formen der Selbstverteidigung", heißt es in einer Studie der Organisation. Bei vielen anderen Fällen handele es sich um "illegale Hinrichtungen".
Seitdem Rio de Janeiro den Zuschlag für die Olympischen Sommerspiele 2016 erhalten hat, mehren sich Berichte über rabiate Polizeieinsätze. Auch aus dem benachbarten Bundesstaat São Paulo werden immer wieder ähnliche Vorfälle gemeldet.
Das HRW-Papier stützt sich auf Interviews mit Justizbeamten und auf offizielle Regierungsangaben von 2003 bis 2008. Demnach wurde in Rio de Janeiro im Jahr 2007 mit 1.330 Opfern die bislang höchste Todesrate bei Schießereien mit der Polizei verzeichnet. In São Paulo habe es in dem genannten Zeitraum mehr Tote durch Polizeigewalt gegeben als in ganz Südafrika, einem Land mit einer wesentlich höheren Mordrate.
Außergerichtliche Hinrichtungen von mutmaßlichen Kriminellen seien keine Antwort auf Gewaltverbrechen, sagte der Lateinamerika-Experte von HRW, Jose Miguel Vivanco. Er kritisierte, dass die Täter kaum strafrechtlich verfolgt würden. Notwendig seien Sondereinheiten bei den jeweiligen Staatsanwaltschaften, die sich um die juristische Aufarbeitung der Fälle kümmerten. "Die Bewohner von Rio und São Paulo brauchen eine effektivere Polizei, nicht mehr Gewalt durch Polizisten", so Vivanco.
Quelle: kna