Malen gegen die Regenwaldzerstörung
Der kolumbianische Künstler Freddy Sanchez malt sich seine Wut über die Zerstörungen des Regenwaldes von der Seele. In Rom werden seine Bilder bei der Amazonas-Synode gezeigt.
Seine Bilder rütteln auf. Er greift zu Farbe und Stafette, um auf das Leid des Amazonas, der dort lebenden Menschen, Tiere und der Natur aufmerksam zu machen; auf die rücksichtslose Abholzung von Bäumen, auf Umweltzerstörung und Gier. Freddy Sanchez Caballero aus dem kolumbianischen Medellín malt an gegen die Zerstörung des Regenwaldes in Südamerika, der von einer flächenfressenden Agrar-Industrie, von illegalem Drogenanbau und Bergbauminen, von Holzfällern und Brandrodungen bedroht ist; in Brasilien, in Bolivien, Kolumbien, Peru oder Ecuador.
Der Schrei Amazoniens: Ausstellung von Adveniat
Die Bilder von Freddy Sánchez sind auch während der Amazonas-Synode in Rom zu sehen. Das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat stellte seine Werke unter anderem am Rande eines Pressegesprächs zu Beginn der Synode vor. Mit dabei waren Kardinal Pedro Barreto, der Vorsitzende der Amazonien-Synode und Vizepräsident des kirchlichen Amazonas-Netzwerks Repam, Elza Namnadi Xerente vom Volk der Xerente aus Tocantins in Brasilien und Adveniat-Geschäftsführer Pater Michael Heinz.
Sánchez ist geboren in Lorica in der nordkolumbianischen Provinz Cordoba, die von Großgrundbesitzern dominiert wird. Er hat miterlebt, wie indigene Gemeinden unter der Agrarlobby zu leiden haben, wie sie heimat- und perspektivlos wurden. Sánchez arbeitet heute als Maler, als Dichter, als Schriftsteller und als Universitätslehrer. Eines seiner wichtigsten Anliegen ist der Umweltschutz.
"Ein Jaguar hatte den Stellenwert eines Halbgottes"
Sánchez' Heimat gehört zu jenen Ländern, in denen besonders brutal vorgegangen wird. Menschenrechtsverteidiger und Sozial-Aktivisten werden ermordet, weil sie illegalem Holzschlag, Bergbau, Drogenanbau und industrieller Agrarproduktion im Weg stehen. Der 58-Jährige greift in seinen Werken deshalb zu einer Symbolfigur: "Ein Jaguar hatte den Stellenwert eines Halbgottes: Er hatte die gleichen Eigenschaften wie ein indigener Krieger: Energie, Kraft. Die Indigenen glaubten, dass sich hinter den Flecken seines Fells das Geheimnis von Leben und Tod verberge. Sie waren überzeugt, würde der Jaguar ausgerottet, stirbt auch der Mensch. Und wir sind gerade dabei, seinen Lebensraum zu zerstören." Die Bilder sind überwiegend in Grün gehalten, zeigen unter anderem einen Jaguar mit erhobenen Pfoten: Schutz vor der Gefahr suchend und doch hilflos ausgeliefert.
Stoppt die Ausbeutung
In der Umweltenzyklika "Laudato Si" von Papst Franziskus sieht Sánchez eine wichtige Antwort auf die drängenden Fragen in diesem Teil der Welt. Wenn die Menschen die Berge, die Flüsse, die Täler zerstörten, dann zerstörten sie eben auch das große gemeinsame Haus, die Schöpfung, sagt der Künstler. Das erinnere ihn an die christliche Überzeugung, Gott nicht unbedingt in den Kirchen, sondern in den Tälern, den Wäldern, den Bergen zu suchen. Das alles fordere ein komplettes Umdenken in der nationalen und internationalen Politik: "Keine Bergbaulizenzen mehr, keine Erdöl- und Gaskonzessionen, keine Straßen mehr quer durch ökologisch wertvolle Regionen; keine Monokulturen und ein Stoppschild für die weitere Expansion der Agrarindustrie."
In seinem Atelier in Medellín arbeitet Sánchez mit Symbolen aus der Zeit, als die Natur noch allein in den Händen der indigenen Völker war. Eine Inspiration sind ihm die Höhlenmalereien von Chiribiquete aus Kolumbiens Südosten. Sie zeigen, wie die indigenen Urvölker dort damals ihre Umwelt wahrnahmen und wertschätzten. Sie zeigen Menschen, Tiere, Palmen. Vor allem aber zeigen sie, wie die Menschen damals im Einklang mit der Umwelt lebten. Seit Sonntag beraten im Vatikan Bischöfe und andere Kirchenvertreter drei Wochen über neue Wege einer integralen Ökologie und über die seelsorglichen Herausforderungen des Amazonasgebietes.