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Maduro und Guaidó in Venezuela vereint gegen Coronakrise

Maduro und Guaidó wollen in Venezuela im Kampf gegen die Corona-Pandemie zusammenarbeiten. Experten hoffen auf weitere Annäherungen zwischen Opposition und Regierung. 

Venezuelas Oppositionsführer Juan Guaidó hat mit Präsident Nicolás Maduro eine Einigung geschlossen, um gemeinsam die Folgen der Corona-Pandemie abzumildern (Archivbild). Foto: Juan GuaidoThe White House, Public Domain Mark 1.0

In Venezuela hat die Coronakrise ermöglicht, was jahrelang undenkbar war: eine Einigung zwischen der chavistischen Regierung von Nicolás Maduro und der Opposition, geführt von Juan Guaidó. Am Mittwoch erklärten die beiden verfeindeten Lager überraschend ihre Bereitschaft zur Zusammenarbeit, um die Auswirkungen der Pandemie im Land zu lindern. Die Einigung hatte die Panamerikanische Gesundheitsorganisation (PAHO) vermittelt und zur Voraussetzung für humanitäre Hilfen gemacht. Sie wurde von Gesundheitsminister Carlos Alvarado und dem Beauftragten von Guaidó für die Coronakrise, Julio Castro, unterzeichnet.

Das Dokument hält fest „dass beide Parteien gemeinsam und koordiniert“ mit Unterstützung der PAHO arbeiten, um Gelder zu akquirieren, mit deren Hilfe der Gesundheitsnotstand behoben werden soll. Zudem wollen die drei Parteien bei der Behandlung der Infizierten zusammenarbeiten und den Schutz von Ärzten und Krankenschwestern sicherstellen.

Venezuela, das unter einer jahrelangen schweren Wirtschafts- und Versorgungskrise leidet, wäre nicht in der Lage, einem massiven Ausbruch der Corona-Infektionen Herr zu werden. Das Gesundheitssystem war schon vor der Pandemie praktisch zusammengebrochen. Bisher sind die offiziellen Zahlen sehr niedrig: 1819 Infizierte und 18 Tote. Mediziner halten die Zahlen aber für künstlich geschönt, zumal das Land nicht über viele Test-Kapazitäten verfügt. Die Weltgesundheitsorganisation schätzt Venezuela als „eines der verwundbarsten Länder in Lateinamerika“ angesichts der Coronakrise ein. Zudem warnen internationale Organisationen, dass die Pandemie die Wirtschaftskrise verschärfen könnte. Bereits jetzt schon hat ein Drittel der Menschen im Land nicht genügend zu essen. Mit dem Abkommen können jetzt aber im Ausland eingefrorene venezolanische Gelder freigegeben und im Land eingesetzt werden.  

Positives Zeichen für eine Annäherung in Venezuela

José Félix Oletta, ehemaliger Gesundheitsminister Venezuelas, zeigte sich gegenüber Blickpunkt Lateinamerika positiv überrascht von dem Abkommen, warnt aber vor Fallstricken. „Wird die Regierung wirklich die Mittel zum Wohl der Bevölkerung einsetzen und nicht für eigene Zwecke nutzen“, fragt sich der Gründer der „Venezolanischen Gesundheitsallianz“, einer Beobachtungsstelle für Gesundheit und Epidemien.

Menschenrechtsorganisationen und politische Beobachter hoffen, die punktuelle Zusammenarbeit könne der Beginn einer umfassenderen Annäherung der Konfliktparteien zur Lösung der politischen Krise sein. In den Augen von Luis Vicente León, Chef des Meinungsforschungsinstitutes Dataanálisis, war diese Einigung lange überfällig. „Früher oder später musste die Opposition Verhandlungskanäle mit der Regierung öffnen, um Hilfen für die leidende Bevölkerung zu ermöglichen“, betont León. Maduros Gegner könnten zwar Mittel und Hilfe im Ausland organisieren, aber im Land nicht verteilen, weil die Opposition über keine reale Macht verfügt. 

Geoff Ramsey, Analyst beim „Washingtoner Büro für Lateinamerika“ lobte die Abmachung als einen „wichtigen Fortschritt, den vor allem der „Druck von Menschenrechtsorganisationen und Vertretern der Zivilgesellschaft möglich gemacht hat“.

Die Opposition ist gespalten 

Die Reaktion in Oppositionskreisen auf das Abkommen hätte hingegen kontroverser nicht sein können. Stalin González, Chef der Partei „Un Nuevo Tiempo“, die an der Seite Guaidós steht, nannte die Übereinkunft einen „kleinen, aber wichtigen Schritt zur Erreichung eines umfassenden Abkommens.“ Der im Exil lebende frühere Bürgermeister von Caracas, Antonio Ledezma, beschimpfte Guaidó hingegen über den Kurznachrichtendienst Twitter. „Sie hätten besser ein Abkommen mit den US-Drogenfahndern der DEA unterzeichnet, damit sie diese Drogenbande an der Regierung aus dem Land schafft.“

Guaidó wird von mehr als 50 Staaten im Ausland als rechtmäßiger Präsident anerkannt, darunter auch Deutschland. Aber in Venezuela selbst hat er als Vorsitzender der oppositionellen Nationalversammlung und selbsternannter Gegenpräsident Maduro nicht von der Macht verdrängen können. Die Bevölkerung hat bereits das Vertrauen in ihn verloren, weil er vor anderthalb Jahren eine rasche Ablösung der Chavisten versprach und diesem Ziel keinen Schritt nähergekommen ist. 

Auch in der Opposition wenden sich immer mehr Parteien und Politiker von ihm ab, zumal sie ihm einsame und unsinnige Entscheidungen vorwerfen, wie vor einem Monat den Putschversuch, als Söldner an der Küste landeten und Maduro stürzen wollten. Hinter der „Operation Gideon“ soll Guaidó gesteckt haben.

Autor: Klaus Ehringfeld

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