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Chile |

"La Casa Lobo" ist ein schauerliches Animationsmärchen

"La Casa Lobo" ist ein Puppenanimationsfilm, der in Anlehnung an die berüchtigte Colonia Dignidad eine Traumerzählung über die Ängste einer Frau entfaltet. Sie versucht verzweifelt, einem unheimlichen Haus zu entkommen.

Heute heißt die Colonia Dignidad "Villa Baviera". Eine Gedenkstätte für die Opfer gibt es nicht. Foto: Robert Brands200512-178ChileCC BY-ND 4.0

Ein Reigen aus Geschichten, die aufeinander aufbauen, zugleich aber ineinander verschachtelt bleiben. Figuren, Objekte und Materialien sind in einem permanenten Wandel, einer Puppe gleich, die aus ihrem Gehäuse schlüpft. Ein Puppenfilm, der wie ein Märchen beginnt, aber den Horror und Schrecken einer Sekte einzufangen versucht. Dabei entfaltet er einen Wirbel aus rastlosen Bildern, deren Sogwirkung man sich kaum entziehen kann. Statt einer rationalen Ergründung einer ebenso realen wie monströsen Episode aus der jüngeren Geschichte Chiles liefert der Film "La Casa Lobo" ("Das Wolfshaus") eine mäandernde Traumerzählung, die die Ängste einer jungen Frau in düster-märchenhafte Bildsequenzen umsetzt, deren Wucht und Rasanz den Zuschauer bis zum Ende nicht mehr loslassen.

In dem schauerhaften Animationsmärchen von Christobal Leon und Joaquin Cocina geht es um eine Gemeinde frommer Deutscher im Süden von Chile, womit bewusst eine Referenz zu der berüchtigten Colonia Dignidad des Deutschen Paul Schäfer gelegt wird. Die streng von der Außenwelt abgeschottete Siedlerkolonie unterstützte in den 1970er Jahren den Putsch des chilenischen Militärs gegen den Präsidenten Salvador Allende, war in illegalen Waffenhandel aus Deutschland verwickelt und diente als Operationsbasis wie als Folterzentrum des Geheimdienstes DINA während der Militärdiktatur.

Auch wenn die Landschaften Chiles und die Momentaufnahmen von dem Mustergut der Kolonie in den dokumentarischen Archivbildern in der Exposition noch so idyllisch wirken mögen, spielt der Erzähler selbst auf die Gerüchte über Menschenrechtsverletzungen an, die in der realen Colonia Dignidad von körperlicher Züchtigung über Zwangsarbeit, medizinische Versuche bis zum sexuellen Missbrauch reichten.

Von den Künstlern León und Cocina

Dann wird ein Text eingeblendet, der von Maria erzählt, einem Mädchen, das aus der Siedlung in den Wald geflohen ist, um einer Strafe zu entgehen, sowie von drei Schweinchen und einem bösen Wolf. In einer betörend-kunstvollen Stop-Motion-Animation schildert der Film, was Maria in dem Haus widerfährt, das sie im Wald entdeckt hat. Der Raum und die Figuren sind in steter Bewegung und unterliegen einer endlosen Abfolge von Metamorphosen: Bilder tänzeln über die Wände, Möbel tauchen auf und verschwinden, Zimmer dehnen sich aus und schrumpfen, Lampen flackern, mysteriöse Wesen bevölkern das Haus. Selbst das Mädchen und die Schweine verlieren ihre feste Gestalt und mutieren zu nicht näher identifizierbaren Gebilden.

Die Wandmalereien und Zeitungspapier-Skulpturen verwandeln sich buchstäblich in bewegte Bilder, um die geheimnisvolle Geschichte Marias zu erzählen, die verzweifelt versucht, ihre unheimliche Behausung zu verlassen. Ob auch das Haus, das sich um Maria ständig verändert und geradezu "häutet", etwas loswerden möchte, eine horrorhafte Vergangenheit vielleicht, bleibt ein Geheimnis und ruft Assoziationen an die Arbeiten des Raumkünstlers Gregor Schneider hervor, der Goebbels' Geburtshaus in Mönchengladbach zu einem begehbaren Kunstwerk machte. Wie der Deutsche Schneider, der Häuser in beängstigende Skulpturen verwandelt, agieren die chilenischen Künstler Leon und Cocina in der besten Tradition lateinamerikanischer Literatur und entwerfen einen wahren Alptraum, der mit wundersam schreckhaften Momenten des Unheimlichen beeindruckt.

Autorin: Margarete Wach (KNA)

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