Kritische Militärs schreiben Brief an Volk und Präsident
In Honduras haben sich teils hochrangige Militärs, die den Putsch gegen den ehemaligen Präsidenten Manuel Zelaya vom Juni 2009 verurteilen, in einem Brief an das Volk und den amtierenden Präsidenten Porfirio Lobo gewandt. Sie bezeichnen sich als prinzipienfeste Demokraten.
Honduras sei ebenso Schaden entstanden wie dem Militär als Institution, heißt es. Einige Militärangehörige ohne Charakter und Berufsauffassung hätten sich von mächtigen ökonomischen Gruppen benutzen lassen, um im Gegenzug in hohe Positionen zu gelangen. In anderen Streitkräften auf der Welt würden Leute wie diese unehrenhaft entlassen oder inhaftiert.
Militär unter Generalverdacht
Präsident Lobo wird gebeten, bei Personalentscheidungen zu berücksichtigen, dass innerhalb des honduranischen Militärs sowohl Soldaten hoher als auch niederer Ränge den Putsch gegen Zelaya verurteilt hätten und diese Meinung auch nach wie vor verträten. Dem guten Ansehen des Militärs beim Volk sei Schaden entstanden. Viele beschimpften die Soldaten pauschal als Putschisten, nur weil eine Gruppe gutsituierter Führungskräfte sich für ein Abenteuer hergegeben habe, das Honduras international großen Schaden zugefügt habe.
Ende der Politisierung gefordert
Einige der Putschisten befänden sich in unmittelbarer Nähe des Präsidenten, warnen die kritischen Militärs Lobo. Höchste Vorsicht sei daher für ihn geboten. Es werden mehrere Namen genannt – so auch jener des Generals Hernández Castro, der Ex-Präsident Zelaya seinerzeit unter unwürdigen Umständen aus dessen Residenz abführen ließ. Zelaya sei wie ein Verbrecher behandelt worden. Präsident Lobo wird dazu aufgerufen, die Politisierung des honduranischen Militärs nicht länger fortzuführen. Stattdessen solle er sich auf neue Generationen von Militärs stützen, wie es Nachbarländer vorgemacht hätten.
Die kritischen Militärs unterzeichnen den Brief als geschlossene Gruppe und geben ihre Namen nicht preis, aus Furcht vor Racheaktionen der Angeschuldigten. (bs)