Kongress verhandelt über radikal konservatives Gesetzespaket
Während in einigen Ländern Lateinamerikas die Legalisierung von Abtreibung die öffentliche Debatte bestimmt, bewegt sich Guatemala in die entgegengesetzte Richtung. In dieser Woche verhandelt der Kongress des mittelamerikanischen Staates ein radikal konservatives Gesetzespaket. Die Reform zum Schutz des Lebens und der Familie sieht deutliche härtere Strafen für Abtreibungen vor. Darüber hinaus sollen der Sexualunterricht in Schulen und die gleich geschlechtliche Ehe verboten werden.
Die Initiative wurde von einer Gruppe konservativer Abgeordneter im April des letzten Jahres vorgelegt und steht nun kurz vor der Verabschiedung. Am vergangenen Sonntag, 2. September 2018, gingen in Guatemala-Stadt Tausende Demonstranten auf die Straße, um ihre Unterstützung für das Gesetzespaket zu bekunden. Auch der amtierende Präsident Jimmy Morales steht hinter der Reform. Menschrechtsorganisationen wie Human Rights Watch befürchten im Zusammenhang mit den vorgesehenen Gefängnisstrafen zwischen zwei und vier Jahren vor allem, dass auch Frauen, die eine Fehlgeburt erleiden, anschließend verurteilt werden.
Gegen die geschlechtliche Diversität
Unter dem Motto "Schutz der Familie" soll sowohl privaten als auch öffentlichen Schulen verboten werden, über geschlechtliche Vielfalt zu sprechen, denn eine Familie bestünde in ihrer Basis aus Mann und Frau, ist im Gesetzentwurf zu lesen. Alles andere sei unnatürlich. Vertreter der LGBT-Gemeinde sehen darin die Einteilung der Gesellschaft in zwei Kategorien und befürchten anhaltende Diskriminierung und Marginalisierung.
Ob das Gesetzespaket tatsächlich verabschiedet wird, entscheidet sich höchstwahrscheinlich noch diese Woche. (aj)