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Kolumbien |

Kolumbiens indigene Mädchen sind in Gefahr

Indigene sind in Kolumbien besonders von sexualisierter Gewalt betroffen. Die jüngste Gruppenvergewaltigung einer Minderjährigen durch Soldaten löst eine landesweite Welle der Empörung aus. Die Tat ist kein Einzelfall.

"Mit der Vergewaltigung dieses Mädchens haben die Sicherheitskräfte eine unserer Schwestern und Mutter Erde missbraucht. Sie haben die gesamte indigene Gemeinschaft Kolumbiens schwer verwundet", sagt Johny Onogama Queragama, einer der Anführer der indigenen Volksgruppe Embera Chamí. Am 23. Juni vergewaltigten sieben Soldaten der kolumbianischen Armee ein minderjähriges Mädchen in der Nähe des autonomen Territoriums der Embera Chamí, unweit der Stadt Pereira am Fuß der Anden.

Am 2. Juli musste der Kommandeur der kolumbianischen Armee, General Eduardo Zapateiro, öffentlich einräumen, dass es seit 2016 über 118 laufende Untersuchungen wegen sexualisierter Gewalt gegen Minderjährige gibt. Es handelt sich um Verbrechen, die in Kolumbien und im Ausland Entsetzen hervorgerufen haben.

"Eines möchte ich klarstellen", betont Onogama, der junge Indigenen-Führer gegenüber der DW: "Die kolumbianische Regierung muss garantieren, dass der Gerechtigkeit Genüge getan wird und dass kein Indigener jemals wieder verletzt wird."

Für María Camila Correa ist dieser jüngste Übergriff "ein klares Beispiel für die Unsichtbarkeit von geschlechtsspezifischer Gewalt, insbesondere gegen indigene Frauen" in der kolumbianischen Gesellschaft. Correa ist Juristin und Expertin für geschlechtsspezifische Gewalt an der Universidad del Rosario in Bogotá. Sie weist darauf hin, dass erst kürzlich der Fall eines indigenen Mädchens aus der Ethnie der Nukak Makú bekannt wurde, das 2019 in Guaviare, einem der Dschungel-Departements Kolumbiens, von Militärangehörigen vergewaltigt wurde.

Außerdem gab es noch den Mord an der siebenjährigen Yuliana Samboní - ein weiteres Verbrechen an einem indigenen Mädchen, das Kolumbien erschütterte. Täter ist der renommierte Architekt Rafael Uribe Noguera. Er entführte, vergewaltigte und tötete am 6. Dezember 2016 das Mädchen aus der Volksgruppe der Yanacona. Es war mit seiner Familie auf der Flucht vor der Guerilla in der Provinz Cauca im westlichen Teil des Landes in die Hauptstadt gekommen.

Indigene Rechte nur auf dem Papier

"Sie vertreiben uns aus unserer Heimat und bringen uns in die Städte, die für uns Zementdschungel sind", sagt Johny Onogama von der Volksgruppe der Embera. Zur Geschichte seiner Ethnie gehören Schikanen, um sie von ihrem Land zu vertreiben, Bedrohungen durch bewaffnete Gruppen, die Tötung ihrer Führer und Vergewaltigungen.

"Die indigene Bevölkerung in Kolumbien verfügt über einen weitreichenden, von der Verfassung garantierten Schutz. Aber er wird nicht umgesetzt", sagt die Juristin Correa, die auf die besondere Perfidie im Fall des Embera-Mädchens verweist: "Es wurde von Vertretern des Staates vergewaltigt, die eigentlich die Aufgabe haben, das Mädchen und seine Gemeinschaft zu schützen."

Sind das Einzelfälle? "Ganz und gar nicht", antwortet Diana Quigua, Juristin an der Universidad Nacional de Colombia in Bogotá und Angehörige der indigenen Volksgruppe der Kubeo, im Gespräch mit DW. Sie engagiert sich auch in der kolumbianischen Menschenrechtsorganisation Dejusticia.

Mit den Soldaten kamen die Vergewaltigungen

Seit über zwölf Jahren haben der Runde Tisch zu Frauen im bewaffneten Konflikt, Dejusticia und andere Organisationen der Zivilgesellschaft Fälle sexueller Gewalt gegen indigene Frauen dokumentiert, berichtet Quigua. "Als Soldaten gegen die Guerilla in den Krieg zogen, begann auch der Leidensweg der Frauen im Amazonasgebiet", so die Juristin. Immer mehr Mädchen unter 14 Jahren wurden ungewollt schwanger und indigene Frauen wurden als Opfer von Menschenhandel nach Brasilien gebracht.

"Die Medien berichten über die Vergewaltigungen, als wäre es ein Fußballspiel", sagte der Medienanalytiker Ómar Rincón der Zeitschrift "Semana" nach dem Mord an der siebenjährigen Yuliana Samboní im Jahr 2016. Manuela Chamorro, die eine Studie über das Leben der Embera in den Straßen von Bogotá durchführte, unterstreicht die Kritik gegenüber DW: "Die Indigenen haben es satt, dass nach jedem Gewaltakt gegen ihre Gemeinden einige Medien mit Fernsehkameras daherkommen und sie nicht einmal fragen, was sie denken oder was sie brauchen."

Embera-Führer Johny Onogama Queragama zieht ein bitteres Fazit: Obwohl der Friedensvertrag 2016 den Bürgerkrieg zwischen der Regierung und der Guerilla beendet hat, "ist der Krieg gegen uns weitergegangen". Mehr noch: "Zum Schmerz über die Vergewaltigung eines unserer Kinder kommt nun das Unglück

Autor: José Ospina-Valencia, Quelle: Deutsche Welle

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