Kardinal Rodriguez übt scharfe Kritik an Zelaya
Tegucigalpa. Der honduranische Kardinal Oscar Rodriguez Maradiaga hat scharfe Kritik am Verhalten des entmachteten Präsidenten Manuel Zelaya geübt. In einem Interview mit dem Wall-Street-Journal sagte der Erzbischof der Hauptstadtdiözese Tegucigalpa: "Ich glaube, wenn sich eine Person so verhalten hat wie er, dann hat er nicht länger die moralische Autorität, Präsident des Landes zu sein."
Zugleich unterstrich der Kardinal noch einmal den Standpunkt der katholischen Kirche: "Was wir getan haben ist, zu sagen, dass es sich um eine verfassungskonforme Ablösung des Präsidenten handelte, dass wir aus den Fehlern lernen müssen und dass wir zur Versöhnung aufrufen. Doch am gleichen Tag haben sie uns als Putschisten beleidigt." Dies sei die schmerzhafteste Erfahrung während der letzten Monate in der Krise gewesen: "Nach so vielen Jahren der Militärdiktatur gibt es wohl kaum eine schlimmere Beleidigung", so Rodriguez.
Zelaya habe viele Anhänger, weil er den Armen viele Versprechungen gemacht habe. Die Aufgabe der Kirche sei es nun, eine Brücke zu bauen und für die Einheit des Landes da zu sein. Dazu könnten die Wahlen am 29. November dienen: "Ich hoffe, die politische Klasse hat dazu gelernt."
Zelaya war Ende Juni abgesetzt und ins Exil gezwungen worden. Soldaten flogen ihn nach Costa Rica aus, weil er gegen das Parlament und das Oberste Gericht eine Verfassungsänderung per Volksentscheid durchsetzen und so seine Wiederwahl ermöglichen wollte. Ende September kehrte Zelaya heimlich in seine Heimat zurück und flüchtete in die brasilianischen Botschaft in Tegucigalpa.
Der gestürzte Präsident hatte zuletzt seinen Verzicht auf eine Wiedereinsetzung ins Präsidentenamt erklärt. Anhänger Zelayas wollen die Wahlen am 29. November boykottieren. Die katholische Kirche des Landes rief unterdessen zur Teilnahme am Urnengang auf.
Quelle: kna