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Costa Rica |

Kalte Schulter für evangelikalen Prediger

<p>Die Wahlen in Costa Rica sind überraschend geendet. Foto: <a external="1" title="Opens external link in new window" class="external-link-new-window" href="https://www.flickr.com/photos/ingmar/"><img alt="Opens external link in new window" src="http://www.blickpunkt-lateinamerika.de/typo3/sysext/rtehtmlarea/res/accessibilityicons/img/external_link_new_window.gif" />Ingmar Zahorsky</a>. <a external="1" title="Opens external link in new window" class="external-link-new-window" href="https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/2.0/"><img alt="Opens external link in new window" src="http://www.blickpunkt-lateinamerika.de/typo3/sysext/rtehtmlarea/res/accessibilityicons/img/external_link_new_window.gif" />CC BY-NC-ND 2.0</a> </p>

Die Wahlen in Costa Rica sind überraschend geendet. Foto: Opens external link in new windowIngmar Zahorsky. Opens external link in new windowCC BY-NC-ND 2.0

Neuer Präsident ist Sozialdemokrat Carlos Alvarado, klarer Verlierer Favorit Fabricio Alvarado. Der Vormarsch der Evangelikalen in Lateinamerika wurde durch diesen Wahlausgang gestoppt.

Überraschend deutlich haben die Costaricaner dem favorisierten ultrakonservativen Kandidaten Fabricio Alvarado die kalte Schulter gezeigt und für Kontinuität im Präsidentenamt gestimmt. Knapp zwei Drittel der Wahlberechtigten wählten am Sonntag den 38 Jahre alten Sozialdemokraten und Ex-Arbeitsminister Carlos Alvarado von der Regierungspartei PAC für die kommenden vier Jahre ins Präsidentenamt. Er kam auf 60,7 Prozent der Stimmen.

Das Ergebnis kommt vor allem in seiner Deutlichkeit völlig unerwartet, galt doch der 43 Jahre alte Laienprediger Fabricio Alvarado laut den Umfragen als favorisiert in der Stichwahl. Aber offenbar hätten die Costaricaner im letzten Moment doch lieber für alt Bekanntes gestimmt als für unbekanntes und vor allem unkalkulierbares Neues, sagt der politische Beobachter Daniel Calvo. „Dieses Ergebnis wirkt beruhigend auf Costa Rica und auch auf die anderen Staaten Zentralamerikas“, ergänzt der unabhängige Analyst. Mitentscheidend für das Ergebnis war die überraschend hohe Wahlbeteiligung von 67 Prozent. Ganz offensichtlich gingen die Menschen massiv an die Urnen, damit der ultrakonservative Kandidat Alvarado nicht obsiegt. Er hatte Anfang Februar noch die erste Runde der Wahl klar gewonnen.

Wahlkampf-Versprechen

Der Mehrheit der Bevölkerung war dann doch der homophobe, christliche und aggressive Diskurs des Predigers zu radikal oder zu einseitig. Er hatte ein einziges Thema in den Zentrum seines Wahlkampfes gestellt: den Kampf gegen ein Urteil des Interamerikanischen Gerichtshofs für Menschenrechte (CorteIDH), der auf eine Rechtsanfrage der Regierung Costa Ricas urteilte, dass homosexuelle Paare mit heterosexuellen gleichzustellen seien. Mit dem Kreuzzug gegen Gleichberechtigung von Frau und Mann, Ablehnung der Homo-Ehe, von Gender-Themen und künstlicher Befruchtung und dem Setzen auf „christliche Werte“ gewann er die erste Runde Anfang Februar und wäre beinahe der neue Präsident Costa Ricas geworden.

Wahlsieger Carlos Alvarado trat noch am Abend vor seine Anhänger in der Hauptstadt San José und versprach, dass er sein Land nach dem aggressiven Wahlkampf wieder einen wolle. Er hatte im Wahlkampf versprochen, die Rechte von Homosexuellen und die Ehe für alle zu verteidigen. Und am Sonntag sagte er zu, dass er die drängenden Themen wie das hohe Haushaltsdefizit von über sechs Prozent umgehend anpacken werde. Er werde zudem Infrastruktur, Verbesserung des Bildungssystems und den Kampf gegen die Armut in den Mittelpunkt seiner Regierungszeit stellen. Alvarado erwähnte allerdings nicht den Kampf gegen die Korruption, die für viele Costaricaner Grund war, der Regierungspartei PAC in der ersten Wahlrunde den Rücken zu kehren.

Konservativer evangelikale Politiker in Lateinamerika

Mit der Niederlage von Fabricio Alvarado wurde vorerst auch der Vormarsch konservativer evangelikaler Politiker in Lateinamerika gestoppt. Denn in immer mehr Ländern gewinnen die evangelischen Freikirchen an Einfluss in der Politik. In Kolumbien sorgten Fundamentalisten Ende 2016 mit dafür, dass das Friedensabkommen mit den FARC bei der Bevölkerung durchfiel, weil sie gegen die Gleichberechtigung der Frau in dem Vertrag wetterten. In Mexiko führt mit dem linksnationalistischen Andrés Manuel López Obrador ein Politiker die Umfragen für die Präsidentenwahl im Juli an, der sich als Anhänger einer Freikirche zu erkennen gibt und Homo-Ehe und Abtreibung skeptisch gegenüber steht. Im zentralamerikanischen Guatemala regiert seit zwei Jahren der evangelikale TV-Komiker Jimmy Morales. Aber in noch keinem Land wurde mit Religion so erfolgreich Politik gemacht wie in Costa Rica.

Verglichen mit Staaten wie Guatemala, El Salvador und Honduras, wo Gewalt und Organisierte Kriminalität herrschen, wirkt Costa Rica auf der zentralamerikanischen Landbrücke noch heute ein Hort der Stabilität. Seit dem 19. Jahrhundert besteht Schulpflicht. 1948 schaffte die Regierung die Armee ab und steckte das Geld in Bildung, staatliche Fürsorge und die Schaffung einer Reihe von Staatsmonopolen im Dienstleistungs- und Versorgungssektor.

Autor: Klaus Ehringfeld

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