Justizskandal erschüttert Vertrauen in Richter
Nur wenige Monate nach Rücktritt von Perus Präsidenten Pedro Pablo Kuczynski wegen möglicher Korruptionsverstrickungen steht sein Nachfolger Martín Vizcarra wegen eines aufgedeckten Justizskandals unter Druck. Nach der Veröffentlichung von Telefonaten, in denen hohe Richter und Justizfunktionäre mit angeklagten Politikern und Unternehmern Deals über Straferleichterungen sowie Richter-Beförderungen gegen Geldzahlungen verhandeln, seien die Beliebtheitswerte des Staatschef um mehrere Punkte nach unten gegangen, berichten lokale Medien am Sonntag, den 15. Juli 2018.
Die Glaubwürdigkeit des Justizsystems sei auf ein historisches Tief abgestürzt. Nur noch 12 Prozent der Bevölkerung würden den Gerichten trauen, ermittelte das Umfrageinstitut Ipsos. Dass die Beliebtheit des Präsidenten nicht völlig eingebrochen sei läge an "seiner schnellen Reaktion in dieser Krise", erklärte Ipsos-Chef Alfredo Torres gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Kurz nach Bekanntwerden der richterlich angeordneten Abhöraktion hatte Vizcarra Anfang Juli erklärt, es dürfe keine "weiche, langsame und bürokratische Reaktion" geben.
Mittlerweile wurden alle beteiligten Richter aus ihren Funktionen erlassen. Der prominenteste unter ihnen, der Magistratsvorsitzende des Hauptstadt-Gerichtsdistrikts Callao, Walter Ríos, wurde diesen Sonntag verhaftet. Der Fall, der die Öffentlichkeit wohl am meisten geschockt hatte ist der des Richters César Hinostroza Pariachi der Strafkammer vom Obersten Gericht des Landes. "Wollen Sie einen Strafnachlass oder soll ich Sie für unschuldig erklären", so der Richter zu einem unbekannten Anrufer, welcher der Vergewaltigung eines elf Jahre alten Mädchens angeklagt ist. (bb)