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Interview mit Saúl Luciano Lliuya: Der Peruaner, der RWE verklagt

Der 39-jährige Saúl Luciano Lliuya aus Huaraz hat gegen den größten europäischen CO2-Emittenten RWE geklagt. Die Musterklage, die von der Hamburger Anwältin Dr. Roda Verheyen vertreten wird, befindet sich derzeit in der Beweisaufnahme. In Peru hat sie bisher aber kaum etwas bewirkt. Blickpunkt Lateinamerika Autor Knut Henkel hat Saúl Luciano Lliuya  zum Interview getroffen. 

Schmelzwasser im peruanischen Huaraz. Foto: Knut Henkel/ Adveniat

Sie haben Klage gegen einen der größten europäischen Stromkonzerne, RWE, eingereicht und wollen beweisen, dass RWE aufgrund seiner CO2-Emissionen eine Mitverantwortung für die Gletscherschmelze in Ihrer Heimatstadt Huaraz hat. Dort bedroht eine Lagune, deren Dämme brechen könnten, nicht nur Ihren persönlichen Besitz, sondern die Existenz einer ganzen Stadt. Was hat sich durch die Klage in Huaraz geändert?

Nun, immerhin ist das Frühwarnsystem, welches verhindern soll, dass sich eine Flutwelle aus der Laguna über die darunterliegende Stadt ergießt, installiert. Das ist ein Fortschritt, was aber noch fehlt, sind weitere Schutzmaßnahmen.

Warum – ist die Klage, die international viel Aufmerksamkeit hervorgerufen hat, in Peru nicht bekannt. Hat sie hier nicht für Berichterstattung und für mehr Klimasensibilität gesorgt?

Ich bin mit einem US-Filmteam vor ein paar Monaten oben an der Lagune Palcacocha gewesen und uns haben auch ein paar Politiker, darunter der Regierungspräsident der Region begleitet. Doch deren Informationsstand über den Prozess, dessen Bedeutung und die Risiken des Klimawandels für Huaraz waren begrenzt.

Warum ist dem so – hat die Presse hier nicht berichtet? Wir sprechen letztlich über die Zukunft einer Stadt von 150.000 Einwohnern?

Doch es wurde durchaus  berichtet, aber die Leute vergessen schnell, in der Politik herrscht viel Fluktuation und derzeit ist beispielsweise das Büro des Verantwortlichen für Umwelt- und Katastrophenschutz geschlossen. Der Verantwortliche hat gekündigt

Ist der Klimawandel und die Konsequenzen, die er für Huaraz haben könnte, kein Thema in der Stadt?

Ja und nein. Es gibt eine kleine gesellschaftliche Schicht, die sich durchaus Sorgen macht, doch das Gros lebt ihren Alltag weiter und hofft, dass nichts passieren wird. Das ändert sich immer dann, wenn  die Regenzeit beginnt. Das ist derzeit der Fall. Nun werden sich die Leute fragen wie weit der Ausbau der Sicherheitssysteme vorangekommen ist. Einen Schub könnte natürlich auch der Besuch der Gutachter vom Gericht bringen, die zur Beweisaufnahme nach Huaraz kommen werden. Aber der Termin  steht noch nicht fest und auch meine Anwältin Roda Verheyen wird dann hoffentlich dabei sein.

Der Klimawandel und Ihre Klage scheint international mehr Beachtung zu finden als in Peru – ist dem so?

Ja, definitiv. Das hängt jedoch auch mit der schwierigen politischen Situation auf regionaler und nationaler Ebene in Peru zusammen. Hier fehlt es an politischer Kontinuität und Stabilität, derzeit ist das nationale Parlament aufgelöst – wir warten auf die Neuwahlen im Januar. Es fehlt an Sensibilität für die Umwelt.

Was hat Ihre Klage aus Ihrer Sicht gebracht?

Unter meinen Kollegen, ich bin Bergführer, hat die Klage durchaus für Sensibilität gesorgt, aber außerhalb dieses Spektrums ist wenig passiert. Ich hoffe, dass der Besuch der Gerichtsgutachter und der Vertreter des Gerichts hier noch einmal für Aufmerksamkeit sorgen wird. Insgesamt hat die Regierung etwas mehr Geld in Vorsorge investiert, aber vor allem in die Abwendung der direkten Risiken einer Flutwelle. In die Vorsorge was den Klimawandel angeht, ist wenig passiert. Es fehlt an Wasserspeichern, an Wiederaufforstungsprojekten und dergleichen mehr. Wir leben mit geschlossenen Augen, denn in den Bergen lässt sich die Schmelze der Gletscher nicht übersehen. Das ist eine Tatsache, vor der wir die Augen verschließen.

Das Interview führte Knut Henkel

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