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Interview: "Bei erneuerbaren Energien und Energieeffizienz sehen wir eine Menge Möglichkeiten für deutsche Firmen"

Gunther Neubert (links) bei der Eröffnung des Büros (Quelle: Gunther Neubert)
Gunther Neubert (links) bei der Eröffnung des Büros (Quelle: Gunther Neubert)

Blickpunkt Lateinamerika: Beim Besuch des damaligen Bundeswirtschaftsministers Sigmar Gabriel in Kuba Anfang 2016 war die Eröffnung eines Deutschen Büros zur Förderung von Handel und Investitionen noch im selben Jahr angekündigt worden. Warum hat es letztlich so lange gedauert?

Gunther Neubert: Die Struktur unseres Büros war erklärungsbedürftig. Wir sind nicht an die Botschaft angegliedert, sondern ein unabhängiges Büro zur Vertretung der deutschen Wirtschaft. Wir gehören zum Netz der deutschen Außenhandelskammern, die es mittlerweile in mehr als 90 Ländern gibt. Der große Teil der Länder wird hier über die Wirtschaftsabteilungen ihrer Botschaften vertreten.

Sie selbst sind seit mehreren Monaten im Land, haben die Eröffnung vorbereitet. Wie ist Ihr Eindruck der wirtschaftlichen Situation im Land?

Wir arbeiten eng mit der Kubanischen Handelskammer und dem kubanischen Ministerium für Außenhandel und Auslandsinvestitionen zusammen. Ich kann sagen, dass einerseits das Interesse der deutschen Unternehmen sehr groß ist das sehen wir an den Anfragen von deutschen Unternehmen, die sich für den Standort Kuba interessieren. Wir stellen fest, dass in Deutschland ein Informationsdefizit besteht, darüber welche Möglichkeiten es hier im Land für unternehmerisches Engagement gibt; aber auch darüber, wie die Vorgehensweise aussieht, wenn man Geschäfte mit kubanischen Unternehmen tätigen möchte. Hier sind bestimmte Vorgehensweisen erforderlich, die abweichen vom Markteintritt in anderen Ländern. So ist die Kubanische Handelskammer in den meisten Fällen unser erster Ansprechpartner, die uns dabei unterstützt, die entsprechenden Gesprächstermine beispielsweise mit den jeweiligen Einkaufsgesellschaften zu organisieren.

Sie erwähnten bereits, dass die AHK in mehr als 90 Ländern aktiv ist. Warum jetzt Kuba? Was verspricht sich die deutsche Wirtschaft von dem Büro hier?

Kuba ist natürlich ein sehr erklärungsbedürftiger Markt. Daher ist es einfach auch notwendig, hier permanent vor Ort präsent zu sein. Denn es ist wichtig, Vertrauen und ein Informationsnetz aufzubauen, in die Ministerien hinein, aber auch in die staatlichen Unternehmen, um im Rahmen der Förderung der bilateralen Wirtschaftsbeziehungen deutsche Unternehmen detailliert beraten zu können über die Möglichkeiten, die sich hier ergeben, aber auch über die Herausforderungen, die gerade ein Engagement in Kuba mit sich bringt.

In welchen Wirtschaftsbereichen sehen Sie Potential für deutsche Firmen? Wo sind vielleicht deutsche Firmen auch schon aktiv?

Wir haben mit MTU und MAN in der klassischen Energieversorgung Unternehmen seit vielen Jahren hier vor Ort. Aber gerade im Bereich der erneuerbaren Energien und Energieeffizienz sehen wir eine Menge Möglichkeiten für deutsche Firmen. Zum einen, weil es da viel Know-How gibt; zum anderen weil die kubanische Regierung in ihrer Planung, den Anteil erneuerbarer Energien bis 2030 von vier auf 24 Prozent zu erhöhen, die Messlatte sehr hoch gehängt hat. Der Bereich Tourismus ist ebenfalls ein interessanter Wachstumsmarkt, darüber hinaus der Agrarsektor in der gesamten Wertschöpfungskette bis hin zu Verpackung und Logistik. Dort gibt es einen großen Nachholbedarf auf kubanischer Seite.

Um die Wirtschaft in Schwung zu bringen und neue Technologien ins Land zu holen, öffnet sich Kuba ausländischem Kapital. Im Jahr 2014 trat ein neues Auslandsinvestitionsgesetz in Kraft; rund um den Hafen Mariel wurde Ende 2013 eine Sonderwirtschaftszone eingerichtet. Wie schätzen Sie das Investitionsklima ein?

Wir haben mit Freude vernommen, dass der neue kubanische Präsident, Miguel Díaz-Canel, gerade die Problematik der langen Genehmigungsverfahren und des zu hohen Bürokratieanteils selbst bemängelt und das sozusagen zur Chefsache erklärt hat. Und vor allem, dass Auslandsinvestitionen nicht als notwendiges Übel angesehen werden, sondern tatsächlich auch als integraler Bestandteil der kubanischen Wirtschaftspolitik.

Welche Rolle spielt die US-Blockade gegen Kuba, gerade die extraterritorialen Auswirkungen dieser Politik?

Wir hören immer wieder in unseren Beratungsgesprächen oder in unseren Informationsveranstaltungen, dass Unternehmen die Sorge haben, dass sie aufgrund der US-Blockadepolitik beeinträchtigt oder bestraft, also mit Sanktionen belegt würden. Das ist für das Geschäftsklima in Kuba für deutsche Unternehmen sicherlich nicht förderlich.

Ein kleiner Ausblick zum Schluss: Wenn wir uns in einem Jahr wiedertreffen, was würden Sie dann gern erreicht haben?

Ich würde mir wünschen, dass wir Möglichkeiten finden, die Potentiale, die es für die Kooperation zwischen deutschen und kubanischen Unternehmen gibt und die wir zum Beispiel im Energiesektor oder im Bereich der Biotechnologie sehen, dass wir dort einen Schritt weiter gekommen sind. So dass wir neben den klassischen Geschäften, die derzeit durchgeführt werden, neue Betätigungsfelder erschließen, dadurch Best-Practice-Beispiele bekommen und dadurch weitere Unternehmen für Kuba interessieren können.

Interview: Andreas Knobloch

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