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Indigene erarbeiten eigene Verfassung

Einige indigene Völker im peruanischen Amazonas haben ihr eigenes Rechtssystem - und machen es zunehmend gegenüber dem Staat geltend. Foto: Adveniat/Jürgen Escher.
Einige indigene Völker im peruanischen Amazonas haben ihr eigenes Rechtssystem - und machen es zunehmend gegenüber dem Staat geltend. Foto: Adveniat/Jürgen Escher.

Das indigene Volk der Wampis im peruanischen Amazonas blickt auf eine 7000 Jahre alte Geschichte zurück. Die Indigenen erstellen derzeit einen eigenen Gesetzes-Kodex, der Ende 2018 fertig sein soll. Dieser wird von 65 Gemeinden der Wampis unterstützt. Andere im peruanischen Amazonasgebiet lebende indigene Völker wie Kampuapiawi, Shiwilu, und Candoshi haben sich bereits kommunale Statuten gegeben, in denen die Justiz eine zentrale Rolle einnimmt, um das Zusammenleben der Gemeinschaften zu regeln.

"Dem peruanischen Kongress deutlich machen, wie wir leben wollen"

Diese Statuten entsprechen einer Staats-Verfassung - sie beziehen sich aber nicht auf ein Staatsvolk, sondern auf autonome Völker, die in einem bestimmten Gebiet Perus leben. Oswaldo Manihuari, Anführer des Bündnisses Coordinadora Regional de los Pueblos Indígenas de San Lorenzo (CORPI SL), erklärt: "Unsere Absicht als indigene Organisationen ist es, die fertig gestellten Statuten dem Kongress in Lima vorzulegen und deutlich zu machen, wie wir leben wollen. Es geht darum festzulegen, wie weit die Justiz des peruanischen Staates gehen kann, und wie weit unsere Justiz."

Harte Strafen für schlechte Regierungsführung

Wrays Pérez, das Regierungsoberhaupt der Wampis berichtet, es habe bereits Gespräche mit Staatsanwälten und dem Obersten Gerichtshof der nordperuanischen Region Amazonas gegeben. In den Händen des Staates lasse man den Drogen-, Holz- und Menschenhandel. Der indigenen Justiz dagegen unterliege es zum Beispiel, wenn ein Anführer des Volkes ein schlechtes Geschäft mit Unternehmern oder anderen Personen außerhalb der indigenen Gemeinschaft abschließe. Der Betreffende werde dann bestraft: Durch Aberkennung seiner Führungsrolle sowie durch Peitschenhiebe mit der Ishanga-Pflanze, einer dornenbesetzten Nessel.

Indigenes Recht muss Menschenrechte achten

Perus Verfassung aus dem Jahr 1993 erkennt in Artikel 149 das Recht indigener Gemeinschaften an, ihre eigene Justiz zu praktizieren in einem abgegrenzten Gebiet, und unter der Voraussetzung, dass die Menschenrechte nicht verletzt werden. In verschiedenen Gegenden Perus sehen die Strafen für einen Dieb unterschiedlich aus. In den Hochanden kann er dadurch gebrandmarkt werden, dass er auf dem zentralen Platz der Gemeinde nackt ein Schild mit der Aufschrift "Ich bin ein Dieb" tragen muss. Im Amazonasgebiet drohen die besagten Peitschenhiebe.

Rechtsverständnisse sind kulturell geprägt

Juan Carlos Ruíz Molleda vom Instituto de Defensa Legal (IDL) weist darauf hin, dass es indigene Gemeinden lange vor Entstehen der modernen Staaten gab. Ihr Rechtsverständnis habe sich über Tausende von Jahren entwickelt und diene der Aufrechterhaltung von Gleichgewicht und Frieden in den Gemeinden. Artikel 15 in Perus Strafgesetzbuch aus dem Jahr 1991 bestimmt etwa: Eine Person die eine Tat begeht, die Bräuche berührt, darf nicht bestraft werden, wenn ihr nicht bekannt war, dass es sich um eine Straftat handelt.

In Peru leben 65 indigene Völker, 47 indigene Sprachen sind offiziell anerkannt. Über 35 Prozent der rund 32 Millionen Peruaner gehören indigenen und Campesino-Gemeinden an. Wie indigenes und nationales Recht sich ergänzen können, das gilt es auszuloten.

Autor: Segundo Chuquipiondo, Quelle: noticias aliadas
Deutsche Bearbeitung: Bernd Stößel, Foto: Adveniat/Jürgen Escher

 

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